Entscheidung über Tegel-Schließung könnte am Montag fallen

Paris macht es vor: In dieser Woche schließt einer der Flughäfen der
französischen Hauptstadt. Die Corona-Krise bremst weltweit den
Luftverkehr. Auch Berlin hat zwei Flughäfen und kaum noch Passagiere.

Berlin (dpa) - Die Entscheidung über eine mögliche vorübergehende
Schließung des Berliner Flughafens Tegel könnte an diesem Montag
fallen. Der starke Passagierrückgang in der Corona-Krise ist nach
Regierungsangaben ein Thema der Gesellschafterversammlung der
Flughafengesellschaft Berlin Brandenburg. Erwogen wird nach
dpa-Informationen, Tegel zunächst bis Ende Mai zu schließen.

Bei der Telefonkonferenz dürfte es daher auch um mögliche
Finanzhilfen für das staatliche Unternehmen gehen. Es verbucht
erhebliche Einnahmeausfälle, weil kaum noch geflogen wird. Der
Aufsichtsrat hat schon zugestimmt, Hilfen zu beantragen.

Eigentümer des Flughafens sind zu je 37 Prozent die Länder Berlin und
Brandenburg sowie zu 26 Prozent der Bund. Die Passagierzahlen in
Berlin lagen zuletzt mehr als 90 Prozent unter dem Vorjahreswert. Für
ihre 2200 Beschäftigten hat die Flughafengesellschaft schon
Kurzarbeit beantragt. Laut Aufsichtsratschef Rainer Bretschneider
beträgt der Finanzbedarf im günstigsten Fall einen niedrigen
dreistelligen Millionenbetrag.

Die Flughafengesellschaft kalkuliert nach dpa-Informationen mit einer
Millionen Euro weniger Umsatz pro Tag. Dagegen ließen sich etwa sechs
Millionen Euro im Monat sparen, wenn in Tegel nicht geflogen würde.
Dafür müsste die Flughafengesellschaft bei der Luftfahrtbehörde
beantragen, die Betriebspflicht aufzuheben.

Diskutiert wurde zuletzt, Tegel zu schließen, weil in Schönefeld das
Frachtgeschäft konzentriert ist und es dort kein Nachtflugverbot
gibt. Zudem gibt es dort ein Medical Assessment Center, wo infizierte
Fluggäste vorübergehend untergebracht werden können.

Der Bund hatte sich zuletzt skeptisch über eine Tegel-Schließung
gezeigt. In Tegel starten und landen auch die Regierungsmaschinen; in
Schönefeld gibt es jedoch ein neu gebautes Regierungsterminal.

Auf dem Flughafenareal in Brandenburg an der südöstlichen Stadtgrenze
soll Ende Oktober der neue Hauptstadt-Airport BER eröffnen. Wegen
Planungsfehlern, Technikproblemen und Baumängeln hatte sich der Start
seit 2011 verzögert. Nach der Inbetriebnahme schließt der Flughafen
Tegel; dort soll nach aktueller Planung am 8. November die letzte
Maschine abheben. Der Berliner Innenstadtflughafen Tempelhof ist
schon 2008 zugunsten des BER geschlossen worden.