Johnson stimmt Briten auf schwere Zeiten ein

London (dpa) - Mit einem emotionalen Brief stimmt der an Covid-19
erkrankte britische Premierminister Boris Johnson seine Landsleute
auf schwere Zeiten ein und schließt auch noch schärfere Maßnahmen im

Kampf gegen die Lungenkrankheit nicht mehr aus. «Es ist wichtig für
mich, offen und ehrlich mit Ihnen zu reden - wir wissen, dass die
Lage sich verschlechtert, bevor sie besser wird», heißt es in dem
Schreiben, das Downing Street am Samstag in London veröffentlichte
und das in der kommenden Woche an 30 Millionen Haushalte geschickt
werden soll. Die Regierung treffe die richtigen Vorbereitungen und je
stärker diese Regeln befolgt würden, desto weniger Leben würden
verloren und desto eher könne man in ein normales Leben zurückkehren.

Johnson schloss aber auch eine weitere Verschärfung der Maßnahmen
nicht aus: «Wir werden nicht zögern, weiterzugehen, wenn uns der
wissenschaftliche und medizinische Ratschlag sagt, dass wir das tun
müssen.»

Die Zahl der Toten durch die Lungenkrankheit Covid-19 stieg am
Sonntag in Großbritannien auf über 1020, die Zahl der bestätigten
Infektionen lag bei rund 17 300. Neben Johnson haben sich auch
Gesundheitsminister Matt Hancock und Thronfolger Prinz Charles mit
Sars-CoV-2 infiziert. Am Montag hatte der Premierminister nach langem
Zögern eine Ausgangssperre verhängt. Noch Anfang März hatte er
geprahlt, er habe Menschen in einem Krankenhaus, darunter
Covid-19-Patienten, die Hände geschüttelt. Das werde er auch
weiterhin tun, sagte er damals.

In dem Brief rechtfertigt Johnson die Maßnahmen der Regierung zur
Eindämmung des Coronavirus. Er verstehe die Schwierigkeiten, die
diese «Störung» verursacht habe. «Aber die Maßnahmen, die wir
ergriffen haben, sind absolut notwendig, aus einem sehr einfachen
Grund. Wenn zu viele Menschen auf einmal ernsthaft krank werden, kann
der (Nationale Gesundheitsdienst) NHS nicht damit fertig werden. Das
wird Leben kosten.» Deswegen müsse die Ausbreitung der Krankheit
verlangsamt werden, «um so viele Leben zu retten wie möglich». Es
gebe nur die einfache Anweisung - «Sie müssen zuhause bleiben.»