Pflegekassen starten «Rettungsschirm» für Heime und Pflegedienste

Das Coronavirus versetzt wie Kliniken und Praxen auch die Pflege in
Anspannung - denn die meist älteren Pflegebedürftigen gehören zur
Risikogruppe. Am Geld sollen Schutz und Versorgung nicht scheitern.

Berlin (dpa) - Die Pflegekassen haben umfassende finanzielle
Unterstützung für Heime und Pflegedienste in der Corona-Krise
zugesagt. «Wir haben einen Pflege-Rettungsschirm aufgespannt, der
sofort hilft», sagte der Vize-Vorstandschef des Spitzenverbands der
Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV), Gernot Kiefer, der Deutschen
Presse-Agentur. Mehrkosten für Schutzausrüstung oder Personal würden

voll von der Pflegeversicherung übernommen. Dies solle den 11 700
Heimen und mehr als 15 000 Pflegediensten konkret helfen, um die rund
vier Millionen Pflegebedürftigen weiterhin versorgen zu können.

«Uns allen ist klar, dass die Bewohner in den Pflegeheimen und die
ambulant betreuten Pflegebedürftigen besonders gefährdet sind», sagte

Kiefer. Außerdem könnten Pflegekräfte nicht auf körperliche Distanz

gehen oder gar im Homeoffice arbeiten. Daher sei für sie persönliche
Schutzausrüstung enorm wichtig. «Jede zusätzliche Atemmaske, jedes
zusätzliche Paar Einmalhandschuhe und jede zusätzliche Flasche
Desinfektionsmittel wird eins zu eins finanziert.»

Die Zusicherungen gehen auf ein gerade beschlossenes Gesetz zurück,
das auch die Kliniken vor Finanznöten wegen der besonderen
Belastungen im Kampf gegen das Coronavirus schützen soll. Die
Pflegeversicherung könne die corona-bedingten Mehrkosten aufgrund
ihrer Rücklagen stemmen, erläuterte der GKV-Spitzenverband, der auch
die Pflegekassen vertritt. Dabei ist die Höhe noch nicht genau
absehbar - dies hängt etwa davon ab, wie viel Schutzausrüstung
gebraucht wird und zu welchen Preisen sie zu kaufen ist. Für das
Gesetz kalkulierte das Bundesgesundheitsministerium mit Mehrkosten
für Sachmittel von 280 Millionen Euro für sieben Monate.

Mit Blick auf Pflegeheime erläuterte Kiefer, es gebe zusätzlichen
Aufwand etwa durch die Isolierung von Menschen, das Einrichten von
Schleusen und natürlich für mehr Desinfektionen. «Braucht es dafür

zum Beispiel zusätzliche Arbeitsstunden oder es wird zusätzliches
Personal eingestellt, so werden die Kosten unbürokratisch und zu 100
Prozent von den Pflegekassen übernommen.»

Dies gelte etwa auch, wenn bei einem Pflegedienst mehrere Mitarbeiter
an Corona erkranken und der Normalbetrieb nicht aufrechtzuerhalten
ist. Werde dann vorübergehend eine Pflegefachkraft eingestellt und
die Lohnkosten für das Stammpersonal laufen weiter, verursache das
beispielsweise zusätzliche Lohnkosten von 3300 Euro im Monat. Diese
würden von der Pflegeversicherung voll übernommen.

Helfen soll der «Rettungsschirm» auch Einrichtungen, die zu Hause
lebende Pflegebedürftige tageweise pflegen und betreuen - viele
mussten nun wegen der Corona-Epidemie auf behördliche Anordnung
schließen. «Die Pflegeversicherung finanziert sie jedoch weiter. So
wird ihre Existenz gesichert, damit sie wieder für die Versorgung zur
Verfügung stehen, sobald die Schließung aufgehoben ist», erläuterte

Kiefer. Zugleich sollten die weiter bezahlten Kräfte geschlossener
Tagespflegeeinrichtungen etwa in Heimen unterstützend mitarbeiten.

Um Pflegeheime zu entlasten, sind bereits einige Sonderregeln in
Kraft getreten. So ist der Pflege-Tüv, bei dem die Qualität von
Einrichtungen geprüft wird, bis Ende September ausgesetzt. Vorerst
entfallen auch Personalvorgaben, damit Heime den Betrieb
aufrechterhalten können, wenn weniger Fachkräfte als vorgesehen
kommen können - ohne Vergütungskürzung für die Einrichtungen.