Habeck hält Anti-Corona-App auf freiwilliger Basis für vertretbar

Berlin (dpa) - Grünen-Chef Robert Habeck hat sich im Kampf gegen das

Coronavirus offen für den Einsatz einer App gezeigt, mit der sich
Kontakte nachvollziehen lassen. «Entscheidend ist die
Freiwilligkeit», sagte Habeck in einem Interview der Zeitung «Welt am
Sonntag». «Wenn wir etwa freiwillig eine App nutzen, die unsere
Begegnungen nachträglich nachvollziehbar macht und dies ermöglicht,
Kontaktverbote für alle aufzuheben und stattdessen zielgenauer
vorzugehen, halte ich das für richtig und vertretbar.»

Seit Tagen wird in Deutschland über den möglichen Einsatz von
Handydaten diskutiert, um mögliche Kontaktpersonen von Infizierten zu
finden und zu warnen. Unionspolitiker wollen möglichst bald eine App
auf freiwilliger Basis einsetzen, die wie eine Art digitales Tagebuch
funktionieren soll. Falls der Besitzer positiv auf das Coronavirus
getestet wird, soll sie automatisch anonymisierte Hinweise an alle
Menschen versenden, die in den zurückliegenden zwei Wochen mit ihm
Kontakt hatten. Eine Nachricht würde allerdings wohl nur erhalten,
wer eine solche App selbst auf sein Mobiltelefon heruntergeladen hat.

Mit Blick auf die zahlreichen verhängten Einschränkungen in der
Corona-Krise sagte Habeck, die sozialen und ökonomischen Konsequenzen
würden von Tag zu Tag dramatischer. «Insofern müssen wir eine
alternative, zielgenauere Strategie entwickeln», sagte er. Man solle
jetzt die Zeit nutzen, um «das Gesundheitssystem robust zu machen:
mehr medizinische Geräte, Schutzkleidung, Testkapazitäten, Forschung
an Therapien und Impfstoffen». «Das Ende des Shutdowns wird aber
wahrscheinlich nicht heißen, dass wir an einem Tag X sofort in den
Zustand von vor dem Ausbruch der Corona-Epidemie kommen, sondern
Maßnahmen haben werden, die die Überlastung des Gesundheitssystems
dauerhaft verhindern.» Dies mit aller Kraft vorzubereiten, sei die
Aufgabe der nächsten Wochen.