Trump: Erwägen «Quarantäne» für New York und andere Bundesstaaten

In einigen Teilen der USA greift das Coronavirus besonders schnell um
sich. Im Fokus steht die Millionenmetropole New York und der
gleichnamige Bundesstaat. US-Präsident Trump denkt nun über
drastische Maßnahmen nach.

Washington (dpa) - US-Präsident Donald Trump erwägt offenbar eine
weitreichende Abriegelung von New York und anderen heftig von der
Corona-Krise betroffenen Bundesstaaten. «Einige Leute würden New York
gerne unter Quarantäne gestellt sehen, weil es ein Hotspot ist»,
sagte Trump am Samstag im Garten des Weißen Hauses. Bei einer
Ansprache in Norfolk im US-Bundesstaat Virginia stellte er in
Aussicht, darüber «ziemlich bald» zu entscheiden. Über
Reisebeschränkungen werde auch für New Yorks Nachbarstaaten New
Jersey und Connecticut nachgedacht, sagte Trump. Der Handel und
Warenverkehr soll davon nicht betroffen sein.

Der US-Ostküstenstaat New York mit der gleichnamigen
Millionenmetropole hat sich zum Epizentrum der Coronavirus-Pandemie
in den USA entwickelt. Am Samstag stieg die Zahl der nachgewiesenen
Infektionen in New York, New Jersey und Connecticut zusammen auf mehr
als 62 000 - das sind mehr als die Hälfte aller Fälle in den USA.
Gerade in New York wurde aber auch deutlich mehr getestet als in
anderen Landesteilen. Insgesamt starben der Johns-Hopkins-Universität
in Baltimore zufolge in den USA bislang mehr als 1900 Menschen. Nach
Angaben von Gouverneur Andrew Cuomo kamen davon mehr als 700 aus dem
Staat New York.

Trump sagte, viele New Yorker würden derzeit nach Florida reisen.
«Das wollen wir nicht», sagte er. Mit Blick auf mögliche
Einschränkungen der Bewegungsfreiheit sagte Trump: «Ich würde es
lieber nicht tun, aber vielleicht brauchen wir es.» Für den Fall,
dass solche Maßnahmen ergriffen werden müssten, würden diese für
kurze Zeit gelten. Trump sprach von einem Zeitraum von zwei Wochen.

New Yorks Gouverneur Cuomo reagierte zurückhaltend auf Trumps
Aussagen. «Ich habe nicht mit ihm über irgendeine Quarantäne
gesprochen», sagte Cuomo bei seiner täglichen Pressekonferenz. «Ich
weiß nicht einmal, was das bedeutet.» Er wisse auch nicht, wie eine
solche Regelung rechtlich durchgesetzt werden solle.

Trump hatte die Tragweite des Virus noch bis vor einem Monat
heruntergespielt. Ihm wird vorgeworfen, zu zögerlich auf die Krise
reagiert zu haben und dass die Pandemie das Land in der Folge kalt
erwischt habe. Laut Johns-Hopkins-Universität lag die Zahl der
nachweislich Infizierten am Samstag bei mehr als 116 500, mehr als
1900 Menschen starben demnach. Experten erwarten, dass sich die Lage
in den USA weiter verschlechtern wird, bevor mit einer Beruhigung
gerechnet werden kann. New Yorks Gouverneur Cuomo erwartet den
Höhepunkt der Infektionswelle für seinen Bundesstaat in zwei bis drei
Wochen.

Mitte März hatte Trump einen Einreisestopp für Reisende aus Europa
verhängt, um die Ausbreitung des Virus zu bremsen. Die Möglichkeit
von Reisebeschränkungen innerhalb des Landes hatte er im Fall von
sich entwickelnden Hotspots nicht ausgeschlossen. Bislang sah die
Regierung von Maßnahmen dieser Art allerdings ab.

Trump verabschiedete am Samstag in Norfolk das Lazarettschiff
«Comfort», das in New York Krankenhäuser entlasten und dort am Mont
ag
eintreffen soll. «Ihr habt die unerschütterliche Unterstützung der
gesamten Nation, der gesamten Regierung und des gesamten
amerikanischen Volkes», sagte Trump vor dem Auslaufen des Schiffs in
einer Ansprache an die New Yorker gerichtet. Das Schiff mit seinen
1000 Betten solle eine «Botschaft der Hoffnung und Solidarität»
senden, sagte Trump. Mit Blick auf das Virus beklagte er: Länder auf
der ganzen Welt würden derzeit «von diesem fürchterlichen,
unsichtbaren Feind angegriffen».

In New York hatten lokale Behörden immer wieder gewarnt, dass die
Kapazitäten der Krankenhäuser dort nicht ansatzweise auf die
Ansteckung weiter Teile der Bevölkerung vorbereitet seien. Für den
Bundesstaat rechnet die Regierung mit einem Bedarf von 30 000
Beatmungsgeräten. Im Moment gibt es nach Angaben vom Freitag nur etwa
11 000. Lokalen Medien zufolge könnten die Kliniken in den kommenden
Tagen punktuell erstmals an ihre Kapazitätsgrenze gelangen.

New York City ist mit über acht Millionen Einwohnern die größte
US-amerikanische Stadt und eines der kulturellen und wirtschaftlichen
Zentren der Welt. Restaurants, Bars, Schulen, Museen und
Broadwayshows sind geschlossen. Alle Bürger sind aufgerufen, Zuhause
zu bleiben, «nicht lebenswichtige» Einrichtungen und Firmen sind
geschlossen. In den Bundesstaaten New York, New Jersey und
Connecticut leben mehr als 30 Millionen Menschen.