Corona-Disziplin in NRW - Run der Kleinunternehmer auf die Nothilfe

Das Wetter lockte viele nach draußen, aber die meisten hielten sich
an die Corona-Regeln. Bei Kleinunternehmern begann der Run auf die
Corona-Landeshilfen. Hilfe bekommen auch acht schwer kranke
Infizierte aus Italien und Frankreich.

Düsseldorf (dpa/lnw) - Wochenende und Sonnenschein, aber
offensichtlich haben die Menschen in NRW der Verlockung widerstanden
und sich am Samstag zu großen Teilen an die Corona-Regeln gehalten.
Wie dringend viele Kleinunternehmer und Selbstständige in der
Corona-Krise auf die finanziellen Hilfen des Landes angewiesen sind,
wurde in den ersten 24 Stunden nach Start des NRW-Hilfsprogramms an
der Antragsflut deutlich. Dieser Samstag wurde vielleicht auch zum
Tag der Hoffnung für acht schwerkranke Corona-Patienten aus sehr
belasteten Regionen in Italien und Frankreich, die zur Behandlung
nach Nordrhein-Westfalen gebracht wurden.

Im Kölner Grüngürtel und an der Rheinpromenade war nach Beobachtung
einer dpa-Reporterin ziemlich was los: Viele nutzen das Wochenende
für einen Spaziergang, eine Fahrradtour oder ein Eis in der Sonne.
Aber augenscheinlich waren sie in der Familie oder mit Partnern
unterwegs.

Bis auf vereinzelte Ausnahmen hielten sich die meisten Menschen in
Köln, Düsseldorf und Münster nach Angaben der Behörden an die
Kontaktbeschränkungen in der Corona-Krise: Selbst die Düsseldorfer
Altstadt war am Freitagabend menschenleer. «Wir haben eine
weitestgehende Einhaltung der Regeln», sagte auch Ordnungsdezernent
in Münster Wolfgang Heuer. Viele Kommunen hatten am zweiten
Wochenende mit massiven Einschränkungen scharfe Kontrollen
angekündigt.

Bundeskanzlerin Angela Merkel bat in einer persönlichen Botschaft aus
der häuslichen Quarantäne die Menschen am Samstag um Geduld in der
Corona-Krise. Nordrhein-Westfalen ging landesweit mit ganzseitigen
Zeitungsanzeigen in die Offensive: Unter der Schlagzeile «Mit der
Stärke jedes Einzelnen schwächen wir das Virus» appellierte das Land

an die Bürger, die Corona-Regeln einzuhalten.

Inzwischen trifft die Corona-Krise sämtliche Branchen der
NRW-Wirtschaft mit voller Härte, wie eine Blitzumfrage der Industrie-
und Handelskammern (IHK) in Nordrhein-Westfalen zeigte. Demnach
verzeichnen 90 Prozent der Befragten aktuell Umsatzeinbußen. Jedes
fünfte Unternehmen beklagt Rückgänge seiner Geschäfte von mehr als
50
Prozent. 14 Prozent sind akut von der Insolvenz bedroht.

Hauptgeschäftsführer Ralf Mittelstädt bezeichnete den schnellen Start

der digitalen Soforthilfe-Anträge als wichtigen Schritt für die
vielen Kleinunternehmen. Wie wichtig die Hilfen aus dem
NRW-Sofortprogramm für Kleinunternehmer und Selbstständige sind,
wurde schon in den ersten 24 Stunden deutlich: Nach Angaben des
NRW-Wirtschaftsministeriums gingen von Freitagnachmittag an über 130
000 Anträge ein, 4800 davon wurden in der Zeit bewilligt. 700
Menschen arbeiten an diesem Wochenende in den Bezirksregierungen, «um
den Betrieben möglichst schnell die Mittel elektronisch zu
bewilligen», teilte Wirtschaftsminister Andreas Pinkwart (FDP) mit.

Die Zahl der landesweit nachgewiesenen Corona-Infektionen stieg nach
Angaben des NRW-Gesundheitsministeriums von Freitag (10 Uhr) auf
Samstag (11.30 Uhr) auf gut 12 700. Das war ein Anstieg um 1200
Fälle. Einen beachtlichen Anstieg gab es bei den Todesfällen: von 85
am Freitagmorgen auf 105 am Samstag. Im besonders betroffenen Kreis
Heinsberg waren nach Ministeriumsangaben gut 1200 Menschen infiziert.
Am Vortag (10 Uhr) waren es dort noch 1150 Menschen.

Ein hoffnungsvoller Samstag könnte es für insgesamt acht schwer
kranke Corona-Patienten gewesen sein, die aus von der Pandemie schwer
getroffenen Gebieten in Italien und Frankreich zur Behandlung nach
Nordrhein-Westfalen gebracht wurden.

NRW-Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) dankte den Beteiligten für
die europäische Solidarität: «Danke an unsere Kliniken in Essen,
Bochum, Köln und Bonn, an alle Ärzte, Pfleger und Piloten für
europäische Solidarität in schwieriger Zeit», twitterte er.

Wegen der dramatischen Notlage norditalienischer Krankenhäuser in der
Coronavirus-Krise hat die Luftwaffe am Samstag sechs Patienten zur
Behandlung nach Nordrhein-Westfalen gebracht. Eine Spezialmaschine
mit den schwer erkrankten Corona-Patienten aus Italien an Bord
landete nach Angaben der NRW-Staatskanzlei am frühen Nachmittag auf
dem Flughafen Köln/Bonn. Zuvor waren den Angaben nach zwei Patienten
aus dem französischen Metz in die Uni-Klinik Essen geflogen worden.