Woidke schließt Verlängerung der Beschränkungen «keinesfalls» aus

Abstand halten, aber zusammenhalten. Das gelte weiterhin, sagt
Brandenburgs Ministerpräsident. Weiterhin gelten auch die Fristen für
die Beschränkungen in der Corona-Krise. Zumindest vorerst.

Potsdam (dpa/bb) - Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke
(SPD) schließt Verlängerungen der bislang zur Eindämmung der
Corona-Pandemie getroffenen Maßnahmen nicht aus. «Bisher sind wir
erst am Anfang der Pandemie», erklärte Woidke am Samstag auf Anfrage.
«Von der weiteren Entwicklung sind mögliche Verlängerungen abhängig
.
Und diese schließe ich keinesfalls aus.» Vorerst gelten weiterhin die
Termine 5. und 19. April, wie der Regierungschef betonte. Vorerst bis
zum 5. April gilt das verschärfte Kontaktverbot, weitere Punkte wie
etwa zu Ladenschließungen gelten zunächst bis zum 19. April.

«Es ist gut, dass sich die allermeisten Brandenburger an die klaren
Auflagen halten», sagte Woidke. «Weiterhin gilt: Abstand halten, aber
zusammenhalten. Das ist entscheidend, um das Virus einzudämmen»,
betonte er. «Deshalb noch mal und dringend: Halten Sie sich daran.
Bleiben Sie soweit möglich im häuslichen Umfeld.» Seit Montag dürfe
n
die 2,5 Millionen Brandenburger draußen nur allein, mit Angehörigen
aus dem eigenen Haushalt oder mit einer Person außerhalb des
Haushalts bei 1,5 Meter Abstand unterwegs sein. Das Betreten
öffentlicher Orte ist generell verboten, es gibt aber Ausnahmen.

Die Zahl der Covid-19-Todesfälle hat sich in Brandenburg unterdessen
auf vier erhöht. In Potsdam starb in der Nacht zu Samstag ein
weiterer Patient nach einer Coronavirus-Infektion. Der Mann sei 78
Jahre alt und vorerkrankt gewesen, teilte die Stadtverwaltung mit.
Den ersten Toten in Brandenburg hatte der Landkreis Oberhavel am
Freitag der vergangenen Woche gemeldet: Dort starb ein 81 Jahre alter
Mann nach einer Infektion mit dem neuartigen Virus. Zwei weitere
Todesfälle folgten in Potsdam, wo am Donnerstag ein 88 Jahre alter
Mann und am Freitag ein 80-Jähriger starben.

Die Zahl der nachgewiesenen Coronavirus-Infektionen in Brandenburg
ist weiter gestiegen: 721 Fälle waren am Samstagmorgen (Stand 08.00
Uhr) gemeldet, wie das Gesundheitsministerium in Potsdam mitteilte.
Damit kamen innerhalb von 24 Stunden 89 Infektionen hinzu. 54
Covid-19-Patienten liegen im Krankenhaus, elf von ihnen werden
künstlich beatmet.

Wegen der Corona-Krise hat der Präsident des Städte- und
Gemeindebundes Brandenburg, Oliver Hermann, mögliche Hilfen für
Kommunen ins Spiel gebracht. «Viele Städte und Gemeinden kommen auch
finanziell in eine schwierige Lage», sagte der parteilose
Bürgermeister von Wittenberge der Deutschen Presse-Agentur. «Die
Gewerbesteuer geht runter, die Zuweisungen von Bund und Land werden
extrem sinken. Daher ist es auch notwendig, dass über eine Art
«Rettungsschirm», insbesondere Liquiditätshilfen für Städte und
Gemeinden, nachgedacht wird.» Die Kenia-Koalition plant im Kampf
gegen die Folgen der Corona-Krise einen Rettungsschirm von bis zu
zwei Milliarden Euro. Der Landtag entscheidet nächste Woche darüber.

Hermann hofft zudem bei Verstößen gegen Beschränkungen in der
Corona-Krise auf bundesweite Bußgeld-Regeln. «Es wäre gut, wenn bald

die angekündigte bundeseinheitliche Regelung in Kraft tritt», sagte
er. «Ich finde, dass die Bürger insgesamt ein sehr großes Verständn
is
für die Einschränkungen aufbringen und dass sehr diszipliniert und
mit großer Rücksichtnahme agiert wird von den allermeisten.
Sicherlich müssen wir an der einen oder anderen Stelle auch
eingreifen.»

Viele Hochschulen in Brandenburg starten derweil ohne echte
Vorlesungen und Seminare ins neue Sommersemester. Stattdessen setzen
sie verstärkt auf digitale Wissensvermittlung, wie eine Umfrage der
Deutschen Presse-Agentur ergab. Die Studenten würden mit
entsprechenden Online-Angeboten der Dozenten und Professoren
versorgt, sagt Johanna Köhle, Sprecherin der Hochschule für
nachhaltige Entwicklung Eberswalde (HNEE).

Gesundheitsministerin Ursula Nonnemacher (Grüne) appellierte
unterdessen an die Brandenburger, in Corona-Zeiten mit Anrufen,
Briefen oder Mails besonders mit älteren Menschen Kontakt zu halten.
Besonders Ältere fühlten sich in dieser Situation einsam und
verlassen. «Deshalb mein herzlicher Appell: Wir alle sollten jetzt
einfach häufiger zum Telefon greifen und so den Kontakt zu
Familienmitgliedern, Bekannten, Freunden und Menschen aus der
Nachbarschaft aufrechthalten», sagte die Grünen-Politikerin. «Und Oma

und Opa freuen sich riesig, wenn die Enkelkinder ihnen mal wieder
Briefe schreiben.»