Keine Gaza-Grenzproteste am «Tag des Bodens» wegen Corona-Krise

Gaza/Tel Aviv (dpa) - Palästinenser im Gazastreifen wollen am
diesjährigen «Tag des Bodens» keine Massenproteste an der Grenze zu
Israel abhalten, um eine Ausbreitung des Coronavirus zu verhindern.
Dies teilten die Veranstalter bisheriger Protestmärsche am Samstag
mit. Stattdessen seien die Palästinenser an dem Protesttag am Montag
dazu aufgerufen, Palästinenserflaggen zu schwenken und israelische
Flaggen zu verbrennen. Der Verkehr solle mittags eine Stunde lang
stillstehen. Sirenen sollten heulen, um den «Tag des Bodens» zu
begehen. Es sei auch eine Pressekonferenz mit wenigen Teilnehmern
geplant.

Im Gazastreifen ist das Virus Sars-CoV-2 bisher bei neun Menschen
nachgewiesen geworden. Eine starke Ausbreitung in dem dicht
besiedelten Küstenstreifen, in dem zwei Millionen Menschen unter
prekären Umständen leben, gilt als Horrorszenario.

Der «Tag des Bodens» wird seit 1976 abgehalten, als Protest gegen
staatliche Enteignungen von Arabern in Israel. Dabei wird auch sechs
israelischer Araber gedacht, die am 30. März 1976 in dem Ort Sachnin
von der israelischen Polizei getötet worden waren. Sie hatten damals
gegen Enteignungen in Galiläa im Norden Israels protestiert. Am «Tag
des Bodens» ist es seitdem häufiger zu gewaltsamen Konfrontationen
zwischen Palästinensern und israelischen Sicherheitskräften gekommen.

Die Veranstalter wöchentlicher Grenzproteste im Gazastreifen hatten
bereits im Dezember mitgeteilt, diese sollten weitgehend eingestellt
werden. Seit März 2018 waren an der Gaza-Grenze nach Angaben des
Gesundheitsministeriums in Gaza mehr als 300 Palästinenser bei
Auseinandersetzungen mit israelischen Soldaten getötet und Tausende
weitere verletzt worden.

Die Palästinenser verlangten unter anderem eine Aufhebung der
Blockade, die Israel und Ägypten über den Gazastreifen verhängt
haben. Außerdem forderten sie eine Rückkehr palästinensischer
Flüchtlinge ins heutige Israel.

Die im Gazastreifen herrschende Hamas wird von Israel, den USA und
der EU als Terrororganisation eingestuft. Sie hat sich die Zerstörung
Israels auf die Fahnen geschrieben.