Bundeswehr fliegt an Covid-19 erkrankte Italiener nach Deutschland

In Norditalien fehlt es an Intensivbetten und Beatmungsgeräten. Hier
will Deutschland helfen. Doch auch die Bundeswehr kann mit ihrem
Airbus nur sechs beatmete Patienten auf einmal verlegen. Daher stehen
in den nächsten Tagen wohl weitere Flüge an.

Berlin (dpa) - Wegen der dramatischen Notlage norditalienischer
Krankenhäuser in der Corona-Krise bringt die Bundeswehr Patienten zur
Behandlung nach Deutschland. Der Airbus A310 MedEvac, die fliegende
Intensivstation der Luftwaffe, flog am Samstag von Köln nach Bergamo,
um Patienten zur Intensivbehandlung nach Nordrhein-Westfalen zu
bringen. Die Maschine kehrte am Mittag mit sechs schwer erkrankten
Italienern an Bord nach Köln zurück, wie ein Sprecher der Luftwaffe
der Deutschen Presse-Agentur sagte.

«In Zeiten größter Not ist es selbstverständlich, dass wir unseren

Freunden zur Seite stehen», sagte Verteidigungsministerin Annegret
Kramp-Karrenbauer (CDU) zu dem Einsatz. «Deshalb holen wir mit
unserer fliegenden Intensivstation der Luftwaffe jetzt Schwerstkranke
aus Italien zur Behandlung nach Deutschland. Das ist ein wichtiges
Zeichen der Solidarität. Europa muss zusammenhalten.»

Die sechs Patienten wurden zur Behandlung in zivile Krankenhäuser
gebracht. Nach Angaben der NRW-Staatskanzlei sollten jeweils zwei
Erkrankte im Katholischen Klinikum Bochum sowie in den Uni-Kliniken
Köln und Bonn weiterbehandelt werden. Die schwerkranken Menschen
stammten aus den besonders betroffenen Regionen Lombardei und
Piemont.

Die Luftwaffe bezeichnet den MedEvac-Airbus als «wichtiges Glied in
der Rettungskette zur medizinischen Evakuierung schwer und schwerst
verletzter Personen über große Distanzen». An Bord sind bis zu sechs

Plätze für intensivmedizinische Behandlung. Zudem gibt es 38 weitere
Liegeplätze, wobei für 16 Patienten eine verstärkte medizinische
Überwachung mit Monitoren möglich ist. Damit können 44 Patienten
liegend transportiert werden.

Die medizinische Besatzung kann bis zu 25 Menschen zählen. Die
Luftwaffe hält auf dem Flughafen Köln-Wahn immer einen MedEvac-Airbus
in 24-Stunden-Bereitschaft.

Die Bundeswehr war vom italienischen Zivilschutz um Amtshilfe gebeten
worden, weil die eigenen Kapazitäten zur Verlegung der Patienten ins
Ausland nicht ausreichten. Die italienische MedEvac-Maschine habe nur
zwei Plätze für Patienten, die auf Beatmung angewiesen sind, sagte
ein Parlamentarier, der an der Organisation der Hilfsaktion beteiligt
war. In den vergangenen Tagen waren sechs Patienten mit drei Flügen
von der italienischen Luftwaffe nach Sachsen gebracht worden. Nach
Angaben des Bundestagsabgeordneten Marian Wendt (CDU) haben unter
anderem auch Hamburg, Bayern, Berlin und Brandenburg Intensivplätze
angeboten.

Aus dem Auswärtigen Amt hieß es, bislang seien - auch
mit Unterstützung der deutschen Botschaft in Rom - 73
Krankenhausplätze für italienische Patienten in acht Bundesländern

vermittelt worden. Zudem würden bereits 30 französische Patienten in

Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz, dem Saarland und Hessen
behandelt, mindestens 50 Behandlungsplätze seien Frankreich angeboten
worden. Auch Berlin nimmt sechs schwerkranke Corona-Patienten aus
Frankreich auf. Sie sollen an diesem Samstag in die Charité kommen,
wie eine Sprecherin des Senats mitteilte. Auch waren nach Angaben der
NRW-Staatskanzlei zwei Patienten aus dem französischen Metz in die
Uni-Klinik Essen geflogen worden.

Die angesichts der hohen Infektionszahlen stark überlasteten Kliniken
in Norditalien wählten für die Behandlung in Deutschland
ausschließlich Patienten aus, die auf Beatmung angewiesen aber
transportfähig seien, sagte Wendt. Einfacher sei die Übernahme von
Patienten aus Frankreich, wo für den Transport Hubschrauber und
Krankenwagen eingesetzt werden könnten.