Kein Wasserglas, selber schminken - TV-Moderatoren in Corona-Zeiten Von Anna Ringle, dpa

Viele Medienhäuser haben in Coronavirus-Zeiten vieles auf Homeoffice
umgestellt. Im klassischen Fernsehen ist das TV-Studio aber weiterhin
wichtig. Wie arbeiten zurzeit Moderatoren?

Berlin (dpa) - Schminken vor der Sendung ist für TV-Moderatoren ein
gewohntes Ritual. Doch zurzeit läuft einiges anders - klar: wegen des
Coronavirus. Sie müssen zum Teil selbst zu Pinsel und Puder greifen.
Was derzeit in den TV-Studios sonst noch anders ist, ergab eine
dpa-Umfrage:

SCHMINKE

Beim Norddeutschen Rundfunk sollen sich Moderatoren und Gäste selber
schminken - die Maskenbildner halten zwei Meter Sicherheitsabstand.
Auf persönlichen Wunsch geht es auch so: Die Maskenbildner tragen
beim Schminken Einmal-Handschuhe und Atemschutzmasken, Gespräche und
Telefonate sind währenddessen tabu. «Für alle Moderatoren und
Sprecher werden eigene Utensilien bereitgehalten», heißt es.

Beim ZDF schminken sich die Moderatorinnen und Moderatoren unter
Anleitung der Maske selbst. Bei Chefmoderator der
RTL-Nachrichtensendung «RTL aktuell», Peter Kloeppel, läuft es so ab:

«Die Maskenbildnerinnen tragen Mundschutz und Handschuhe, ich selber
kann das verständlicherweise nicht, wenn mir das Gesicht gepudert
wird. Alles in der Maske wird regelmäßig desinfiziert.» Bei Sat.1
gibt es diese Regelung auch derzeit.

WASSERGLAS und STUDIORÄUME

RTL-Moderator Kloeppel, der zurzeit nicht mehr mit der Bahn, sondern
mit dem Auto zur Arbeit fährt, muss hierauf verzichten: «Das übliche

Glas Wasser unterm Moderationstisch ist leider dem Virus zum Opfer
gefallen.» Möbel und technische Geräte werden im Studio desinfiziert.

«Das Personal im Studio wurde natürlich reduziert, die wenigen
verbliebenen Kollegen vor Ort (Operator, Ton, Aufnahmeleiter) tragen
Masken.»

Bei Sat.1 sind die Kameraeinstellungen angepasst, um den
Sicherheitsabstand zu wahren. «Persönliche Begrüßungen fallen weg,

und die Aufnahmeleiter werden quasi zu Türstehern, die streng darauf
achten, dass niemand ins Studio kommt, der nicht dringend dort
gebraucht wird.»

MIKROS

Beim ZDF legen sich die Moderatoren zuvor desinfizierte
Ansteckmikrofone selbst an. Auch bei Sat.1 ist das so. Moderator
Daniel Boschmann («Frühstücksfernsehen») sagt: «Im Studio verkabe
ln
(Mikro/In-Ear) wir uns jetzt unter dem strengen Blick des
Ton-Kollegen höchstselbst.»

KLEIDUNG

Bei Sat.1 bereiten Styling-Experten die Outfits vor, halten aber
Abstand. Moderator Matthias Killing («Frühstücksfernsehen») betont:

«Klamotten werden hingehängt und nach dem Tragen direkt gewaschen.»
Bei RTL-Moderator Kloeppel hat sich nichts geändert - er bringt die
Anzüge mit.

TRENNWÄNDE und TEAMS

Ausgedünnte Redaktionsstrukturen, getrennte Teams, Homeoffice - wie
in vielen anderen Medienhäusern ist das momentan auch bei den
TV-Sendern so. Der Erste Chefredakteur «ARD-aktuell», Marcus
Bornheim, sagt: «Unsere Homepage, unsere Social-Kanäle und unsere
Themenplanung kann man gut im mobilen Arbeiten machen. Schwierig ist
das klassisch lineare Fernsehen. Dafür braucht man immer eine
Mannschaft im Newsroom und eine Sprecherin und Sprecher vor der
Kamera.» Bei den «Tagesthemen» laufe es so ab: «Viele
Redakteursaufgaben werden zu Hause erledigt, zwei Chefs vom Dienst
sind zur Sendeabwicklung hier und die Moderatorinnen und Moderatoren
halten sich getrennt von der Redaktion auf.»

Beim ZDF wurden für die Arbeit der Studio-Besetzung
Plexiglas-Trennwände installiert, Arbeitsplätze werden bei
Schichtwechsel desinfiziert.