Team-Plattformanbieter: Corona verändert Arbeitswelt nachhaltig

Die Corona-Krise zwingt viele Unternehmen zu noch schnellerem
digitalen Wandel. Dienstreisen sind tabu, Homeoffice angesagt. Die
Anbieter von neuen Arbeitswerkzeugen setzen auf einen enormen Schub.

München (dpa) - Der Boom des Homeoffices durch die Corona-Krise
beschert den Anbietern von Teamarbeit-Lösungen deutlichen Rückenwind.
Digitales Arbeiten zuhause werde dadurch dauerhaft einen großen Schub
bekommen, sagt Slack-Deutschlandchef Oliver Blüher. «Die Menschen
erleben jetzt Möglichkeiten, die sie später weiter haben wollen.»

Auch Microsofts Deutschland-Chefin Sabine Bendiek spricht von einem
kollektiven Lernprozess, der die Berufswelt verändere. «Ich gehe
davon aus, dass diese Veränderungen anhalten werden. Flexibles
Arbeiten von zuhause wird zunehmend so alltäglich wie die Nutzung von
Smartphone und Laptop.»

Viele Anbieter von Web-Videokonferenzen, Messengern und anderer
Software für Kommunikation und Teamarbeit erfahren aktuell enorme
Nachfrage - im Homeoffice und als Alternative zu Dienstreisen. In
Team-Plattformen wie Slack oder Microsoft «Teams» können Nutzer zu
zweit und in Gruppen chatten, in Themenkanälen zusammenarbeiten,
Dateien teilen sowie sich anrufen und per Video konferieren.

Slack-Chef und Mitgründer Stewart Butterfield verkündete gerade: Seit
Anfang Februar habe Slack weltweit 9000 zahlende Neukunden gewonnen,
vorher waren es in einem ganzen Quartal 5000. Insgesamt sind es
demnach nun rund 120 000.

Allein von Mitte bis Ende März sei die Zahl zugleich aktiver Nutzer
von 10,5 auf 12,5 Millionen gestiegen, so Butterfield. Einen
mindestens vergleichbaren Zuwachs gebe es in Deutschland, Österreich
und der Schweiz, sagte Blüher der Deutschen Presse-Agentur in
München. «Wir sind mit der Geschäftsentwicklung mehr als zufrieden.
»

Neben dem Trend zum Homeoffice entdeckten viele Unternehmen nun noch
mehr die digitale Vernetzung in der Zusammenarbeit untereinander, ist
Blüher überzeugt. Das gelte besonders auch für den in Deutschland so

bedeutenden Mittelstand. Die Großkonzerne wiederum seien in diesem
Netzwerk die Knotenpunkte. Den Einstieg schafft Slack oftmals über
die kostenlose Basisversion, die besonders bei Start-ups beliebt ist.

Schärfster Wettbewerber vor allem in größeren Unternehmen ist
Microsoft «Teams», das der Riese in Kombi mit dem Rundumpaket «Office

365» in den Markt drückt. «Das Interesse an Teams ist derzeit riesig

- sowohl bei Unternehmen und Organisationen als auch in
Bildungseinrichtungen und im privaten Umfeld», berichtet Bendiek.
«Die Geschwindigkeit, mit der Menschen Video-Calls, virtuelle
Meetings oder Screen-Sharing kreativ nutzen, ist beeindruckend.»

Der Kanadier Butterfield hatte Slack 2013 gestartet und 2019 an die
Börse gebracht - zuletzt lag die Aktie klar unter dem Ausgabekurs.
Weltweit arbeiten gut 2000 Menschen für Slack - aktuell auch alle im
Homeoffice. Sitz für den deutschsprachigen Markt ist München.


Eine seiner größten Stärken im Wettbewerb sehe Slack in der
Kooperation von Mitarbeitern intern und auch über Unternehmensgrenzen
hinweg via die Kanäle («Slack-Channels»). Konkurrenten seien - wie
überall in der digitalen Welt - oft zugleich Partner, betonte Blüher.
So gebe es bei Slack Integrationen in Microsofts Office-Welt oder zu
Spezialisten für Videokonferenzen wie Zoom oder GoToMeeting.