Gewaltschutzambulanz befürchtet mehr Kindesmisshandlungen in Familien

Berlin (dpa/bb) - Die Berliner Gewaltschutzambulanz befürchtet durch
die Coronakrise einen starken Anstieg von Kindesmisshandlungen. «Die
soziale Kontrolle ist derzeit nicht da - der Bereich, in dem sonst
häusliche Gewalt gegen Kinder auffällt, also in Schulen, Kitas oder
bei Tagesmüttern, ist ja gerade weggefallen», sagte die Vizechefin
der Ambulanz, Saskia Etzold, der Deutschen Presse-Agentur. Bei
eingeschränkter Öffentlichkeit würden Verletzungen jetzt weniger
bemerkt. «Wir müssen wohl davon ausgehen, dass innerfamiliäre Gewalt

in den nächsten Wochen deutlich ansteigt.»

Die vor sechs Jahren gegründete Ambulanz gehört zur Berliner Charité.

Opfer - sowohl Kinder als auch Erwachsene - können ihre Verletzungen
dort von Rechtsmedizinern vertraulich und kostenlos dokumentieren
lassen. Sie müssen nicht sofort entscheiden, ob sie den Täter
anzeigen. Die Dokumentation zählt auch später bei einer Verhandlung
vor Gericht. Rund 6500 Gewaltfälle wurden bislang untersucht.

Drei Viertel der erwachsenen Gewaltopfer in der Ambulanz sind Frauen,
rund ein Fünftel aller Betroffenen Kinder. Gefördert wird die
Ambulanz in diesem Jahr mit knapp 1,2 Millionen Euro aus dem Haushalt
der Senatsjustizverwaltung.