Wirtschaftsverbände fordern Nachbesserungen bei Corona-Hilfen

Die Politik versucht mit immer mehr Mitteln, der Wirtschaft in der
Coronavirus-Krise zu helfen. Dabei läuft aber längst nicht alles
glatt, so die Kritik von Wirtschaftsverbänden.

Berlin (dpa) - Der Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH) sieht
eine mangelnde Unterstützung für den Mittelstand in der Corona-Krise
und beklagt eine Förderlücke. «In dieser Extremlage brauchen neben
den kleinen Betrieben auch solche mit mehr als zehn Mitarbeitern
Soforthilfen», sagte ZDH-Präsident Hans Peter Wollseifer der
Deutschen Presse-Agentur mit Blick auf die Coronavirus-Krise.

Bund und Länder hatten verschiedene Hilfsprogramme auf den Weg
gebracht. Neben Kreditprogrammen der staatlichen Förderbank KfW und
Steuerstundungen geht es um einen Stabilisierungsfonds für große
Unternehmen und ein milliardenschweres Paket mit direkten Zuschüssen
für kleine Firmen mit bis zu zehn Beschäftigten.

Wollseifer kritisierte, weite Teile des Mittelstandes fielen durch
das Raster von direkten Zuschüssen. Ähnlich äußerte sich auch der
Deutsche Reiseverband (DRV). «Die Bundesregierung muss dringend
Maßnahmen für mittelständische Unternehmen bewilligen», forderte
DRV-Präsident Norbert Fiebig. Ein Großteil der Unternehmen in der
Reisewirtschaft falle unter die Größenordnung zwischen 10 und 250
Mitarbeitern - für diese Gruppe aber wird aus Sicht des Reiseverbands
zu wenig gemacht.

Zwei Tage nach dem Bundestag hatte am Freitag auch der Bundesrat
gewaltigen Hilfspaketen in der Corona-Krise zugestimmt. Damit können
nun etwa große Firmen unter einen 600 Milliarden Euro umfassenden
Schutzschirm schlüpfen und notfalls ganz oder zum Teil verstaatlicht
werden.

Die beklagte «Förderlücke» für den Mittelstand ist aber nicht der

einzige Kritikpunkt der Wirtschaft an den Hilfsmaßnahmen der
Bundesregierung. Einer Umfrage des DRV zufolge haben 90 Prozent der
befragten Unternehmen von den Kredithilfen über das KfW-Programm noch
kein Geld gesehen. «Und das in dem Wissen, dass sie ohne schnelle und
unbürokratische Liquiditätshilfen bald am Ende sind», sagte Fiebig.
Von den fast 700 teilnehmenden Unternehmen gaben mehr als 540 an,
welches Problem sie mit den Hilfen haben. Die meisten davon teilten
mit, das ihnen das Verfahren zu lange dauere - beim
KfW-Kreditprogramm spielen die Hausbanken der Firmen bei Prüfungen
eine Schlüsselrolle. Banken und Sparkassen werden überrannt von
Anfragen.

Der Zentralverband des Deutschen Bäckerhandwerks forderte in der
«Neuen Osnabrücker Zeitung», dass die Hilfen schneller und besser
verfügbar sein sollten. Vieles sei noch zu bürokratisch, die örtliche

Arbeitsagentur sei vielfach nicht erreichbar, teilte der Verband mit.
Für viele Betriebe werde es schwierig, wenn die staatliche Hilfe
nicht schnell und unbürokratisch vermittelt werde.

Die Stiftung Familienunternehmen teilte ebenfalls mit, ihre
Mitglieder hätten Sorge, dass Hilfen nicht schnell genug ausbezahlt
werden. «Die Firmen berichten von einer Überlastung der für die
Durchreichung und Prüfung der Kredite zuständigen Geschäftsbanken»,

sagte Geschäftsführer Stefan Heidbreder der dpa.

Ähnlich äußerte sich auch der Verband der Familienunternehmen. Die
Banken kämen um eine Bonitätsprüfung bei der Vergabe nicht umher,
sagte Verbandspräsident Reinhold von Eben-Worlée der dpa. «Für
Unternehmen, denen die Absatzmärkte weggebrochen oder Lieferketten
gerissen sind, dauert die bisherige Prüfung bei ihrer existenziellen
Notlage aber viel zu lange.» Er forderte deshalb, die Geschäftsbanken
«für einen kurzen, genau fixierten Zeitraum komplett aus der Haftung
herauszunehmen, indem die Förderbanken für das gesamte vergebene
Kreditvolumen bürgen».

Bei Betriebsmittelkrediten und Investitionen kleiner und mittlerer
Unternehmen trägt die KfW 90 Prozent des Kreditrisikos. Bei größeren

Firmen sind es 80 Prozent. Für Kredite bis drei Millionen Euro pro
Unternehmen verzichtet die KfW auf eine eigene Risikoprüfung. Bei
Summen bis zehn Millionen Euro gibt es eine vereinfachte Prüfung. Die
Zinsen liegen je nach Größe des Unternehmens zwischen 1 und 2,12
Prozent bei Krediten mit fünf Jahren Laufzeit.

Der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) hält eine
möglichst durchgängig digital organisierte Bearbeitung der
Zuschussanträge für sinnvoll. «Denn nur so lassen sich die nun zu
erwartenden Antragszahlen für das Bundesprogramm in kurzer Frist
bewältigen», sagte der stellvertretende Hauptgeschäftsführer Achim

Dercks der dpa.