Kinder aus ärmeren Familien werden häufiger krank

Wenn Familien auf Hartz IV angewiesen sind, leiden darunter oft auch
die Kinder. Insbesondere der Gesundheitszustand ist häufig schlechter
als bei Gleichaltrigen.

Berlin (dpa) - Kinder aus ärmeren Familien haben häufiger einen
schlechteren Gesundheitszustand und sind öfter von
Entwicklungsverzögerungen, psychischen Auffälligkeiten oder
Übergewicht betroffen. Das zeigt die der Deutschen Presse-Agentur in
Berlin vorliegende Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage der
FDP im Bundestag. Die Regierung trägt in ihrer Antwort verschiedene
Studienergebnisse zusammen.

So weisen demnach zum Beispiel Jungen im Alter zwischen sieben und
zehn Jahren, von denen kein Elternteil Vollzeit erwerbstätig ist,
einen schlechteren allgemeinen Gesundheitszustand auf als
Gleichaltrige mit mindestens einem Vollzeit erwerbstätigen
Elternteil. Kinder und Jugendliche mit niedrigem sozialen Status
haben auch ein erhöhtes Risiko für eine
Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS) - den Daten
zufolge um das 2,8- bis 4,4-Fache.

Auch zahnärztliche Vorsorgeuntersuchungen nehmen betroffene Kinder
und Jugendliche demnach deutlich weniger oft wahr. Kinder und
Jugendliche aus Elternhäusern mit geringem sozioökonomischen Status
weisen demnach zudem ein ungesünderes Ernährungsverhalten auf.
Sie trinken deutlich häufiger zuckerhaltige Erfrischungsgetränke als
Gleichaltrige.

Der sozialpolitischer Sprecher der FDP-Fraktion, Pascal Kober, der
die Anfrage gestellt hatte, fordert, stärker die Alltagswirklichkeit
in sozial benachteiligten Milieus in den Blick zu nehmen.
«Forderungen nach einem höheren Hartz-IV-Regelsatz oder einem
bedingungslosen Grundeinkommen greifen zu kurz.» Zweifel seien
angebracht, «dass die mit vielen Milliarden finanzierten Hilfen des
Sozialstaates die Menschen nicht früh genug erreichen». Deshalb
müssten die Hilfen präventiver ausgerichtet werden.

Kober forderte ein umfassendes Kinder-Chancen-Paket. «Hierzu sollte
die deutliche Erhöhung des Bildungs- und Teilhabepaketes gehören.»
Insbesondere die Zuschüsse für Sportverein und Musikunterricht
sollten von 15 auf 30 Euro verdoppelt werden. «Sport und Musik machen
Kinder vom Körperbewusstsein über die Sprachkompetenz, vom
Durchhaltevermögen bis zur Konzentrationsfähigkeit in vielen
Bereichen stark.»