Jeder Zweite hat nichts gegen Handy-Ortung im Kampf gegen Corona

Berlin (dpa) - Jeder zweite Deutsche hätte nichts gegen die Nutzung
von Handy-Daten im Kampf gegen das Coronavirus. In einer Umfrage des
Meinungsforschungsinstituts YouGov im Auftrag der Deutschen
Presse-Agentur sagten 50 Prozent, sie hielten die Ortung von
Kontaktpersonen von Infizierten über die Standortdaten für sinnvoll.
Nur 38 Prozent fänden das unangemessen, 12 Prozent machten keine
Angaben.

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hatte ursprünglich
geplant, den Gesundheitsbehörden bei einer «epidemischen Lage von
nationaler Tragweite» zu erlauben, Kontaktpersonen von Erkrankten
anhand von Handy-Standortdaten zu ermitteln, dadurch ihre Bewegung zu
verfolgen und sie im Verdachtsfall zu kontaktieren. Die Behörden
hätten zudem Verkehrsdaten zur Bestimmung des Aufenthaltsortes nutzen
dürfen - etwa um den Betroffenen über sein persönliches Risiko zu
informieren.

Nach heftiger Kritik aus der Opposition, aber auch der SPD, stellte
Spahn diese Pläne bei der Änderung des Infektionsschutzgesetzes
zunächst zurück. Die YouGov-Umfrage zeigt aber, dass es eine gewisse
Akzeptanz dafür gäbe. Überraschend ist, dass unter den Wählern der

Grünen mit 61 Prozent die Zustimmung am größten ist - noch vor denen

der Union mit 60 Prozent. Von den AfD-Anhängern wären 55 Prozent für

die Nutzung von Handy-Daten gegen die Ausbreitung des Coronavirus,
von den Wählern von SPD und Linke jeweils 50 Prozent und im Lager des
FDP 49 Prozent. Nur von den Nichtwählern sprachen sich mehr Befragte
dagegen als dafür aus (43 zu 41 Prozent).

Inzwischen haben Unionspolitiker einen neuen Vorschlag ins Gespräch
gebracht. Sie wollen möglichst bald eine App einsetzen, die Bürger
freiwillig auf ihrem Handy installieren können. Sie soll wie eine Art
digitales Tagebuch funktionieren und - falls sein Besitzer positiv
auf das Coronavirus getestet wird - automatisch anonymisierte
Hinweise an alle Menschen versenden, die in den zurückliegenden zwei
Wochen mit ihm Kontakt hatten. Eine Nachricht würde allerdings wohl
nur erhalten, wer eine solche App selbst auch auf sein Mobiltelefon
heruntergeladen hat.