Patientenschützer: Vor Corona-Lockerungen Risikogruppen schützen

Berlin (dpa) - In der Debatte um eine mögliche Lockerung der massiven
Beschränkungen wegen der Corona-Epidemie mahnen Patientenschützer
Konzepte für besonders gefährdete Bevölkerungsteile an. «Die Folgen

des Corona-Stillstands sind immens», sagte der Vorstand der Deutschen
Stiftung Patientenschutz, Eugen Brysch, der Deutschen Presse-Agentur.
«Ein zügiges Hochfahren in Aussicht zu stellen, ist aber jetzt
unverantwortlich. Selbst wenn die Risikogruppe isoliert wird.» Dies
seien rund sechs Millionen Menschen, darunter Lungen- und
Krebskranke, akute Herzpatienten und Pflegebedürftige.

«Ihnen, ihren Helfern, Pflegern und Ärzten fehlen oft die einfachsten
Mittel für den Schutz vor einer Infektion», sagte Brysch. «Das sind
Atemschutzmasken, Brillen, Desinfektionsmittel und Handschuhe. Selbst
bei den Gütern des täglichen Bedarfs sind viele auf fremde Hilfe
angewiesen.» Wer also jetzt von Ausstieg aus den Corona-Maßnahmen
rede, müsse zu allererst garantieren, dass Versorgung und Hilfe Tag
für Tag sichergestellt seien. Zurzeit gebe es aber keine überzeugende
Strategie, die Risikogruppe dort zu schützen, wo sie lebt.

Hier müsse bevorzugt getestet werden, wenn sich grippeähnliche
Symptome zeigten. Vor Ort brauche es mobile Teams aus Klinikärzten
und niedergelassenen Medizinern. Wichtig sei außerdem eine
garantierte Versorgung mit Lebensmitteln, Schutzausrüstung und
Pflegeprodukten. Das sei eine medizinische und organisatorische
Herausforderung. Ein Pfund seien aber auch Helfer des örtlichen
Katastrophenschutzes. «Wenn diese Bedingungen erfüllt sind, kann auch
ein schneller Ausstieg aus dem Stillstand folgen,» sagte Brysch. «Es
ist genug Geld da, um die Risikogruppe und Pflegekräfte zu schützen
und zu stützen», fügte er mit Blick auf Milliarden-Rettungsschirme
wegen der Krise hinzu.