Schwesig plant Fernsehansprache zur Corona-Krise

Normalerweise wenden sich Ministerpräsidenten nur mit ihren
Weihnachtsbotschaften per Fernsehen ans Volk. Doch in Zeiten der
Corona-Krise ist auch das anders.

Schwerin (dpa/mv) - Angesichts der fortwährenden Corona-Krise will
sich Mecklenburg-Vorpommerns Ministerpräsidentin Manuela Schwesig
(SPD) am Samstagabend in einer Fernsehansprache zur Situation im Land
äußern. Sie reagiert damit nach Angaben ihres Sprechers auf die
Sorgen vieler Bürger um Gesundheit, Familie und Arbeitsplatz. Die
Ansprache werde um 19.55 Uhr im NDR unmittelbar nach dem
«Nordmagazin» ausgestrahlt, hieß es.

Mit einer Reihe von Maßnahmen hatte die Landesregierung bereits
versucht, die Ausbreitung des neuartigen Coronavirus zu verlangsamen.
Dazu gehörten die Schließung von Schulen, Kitas und vielen Geschäften

bis zum 19. April. Zudem wurden Kontaktverbote verhängt und der für
das Land als Wirtschaftsfaktor enorm wichtige Tourismus vollständig
zurückgefahren. Damit soll die Einschleppung des Virus verhindert und
das Gesundheitssystem im Land vor einer möglichen Überlastung
geschützt werden.

Mit zuletzt durchschnittlich 19 nachgewiesenen Corona-Infektionen je
100 000 Einwohner gehört Mecklenburg-Vorpommerns im Ländervergleich
weiterhin zu den am wenigsten von der Pandemie betroffenen
Bundesländern. Im nahen Hamburg etwa ist die Rate vier Mal so hoch.
Dennoch verzeichnete Mecklenburg-Vorpommern am Freitag mit 48 neuen
Fällen den bislang höchsten Tagesanstieg an Corona-Infektionen im
Land. Wie das Landesamt für Gesundheit und Soziales (Lagus) in
Rostock mitteilte, liegt die Zahl der nachgewiesenen Infektionen nun
bei 309.

Schwesig hatte sich jüngst zuversichtlich geäußert, dass Deutschland

mit den eingeleiteten Maßnahmen und seinen leistungsfähigen
medizinischen Einrichtungen gut durch die Krise kommen könne. «Aber
das wird nicht die Medizin für uns allein erledigen, sondern wir alle
müssen weiter mithelfen, indem wir uns an die Regeln halten und die
Maßnahmen umsetzen», betonte sie. Es sei viel zu früh, schon jetzt
über mögliche Lockerungen der Kontaktsperren zur Eindämmung der
Corona-Epidemie zu diskutieren. Es gelte die Maßnahmen vor Ort gut
umzusetzen, und dann nach Ostern die Lage anzuschauen und und zu
entscheiden, wie es weitergeht.

Um der Wirtschaft durch die Krise zu helfen, nimmt die
Landesregierung auch mittlere Unternehmen mit 50 bis 100
Beschäftigten unter ihren Schutzschirm. Wie die kleineren Firmen
sollen auch sie nicht rückzahlbare Zuschüsse erhalten. Diese Hilfe
ist je Fall auf 60 000 Euro begrenzt. Selbstständige und Firmen mit
bis zu 49 Beschäftigten erhalten je nach Mitarbeiterzahl Zuschüsse
zwischen 9000 und 40 000 Euro.

Der Bedarf an staatlichen Soforthilfen zum Ausgleich Corona-bedingter
Einnahmeausfälle ist groß. Nach Angaben von Wirtschaftsminister Harry
Glawe (CDU) wurde das Antragsformular für kleiner Unternehmen schon
mehr als 100 000 Mal aus dem Internet heruntergeladen. Rund 12 000
Interessenten hätten ihre Anträge bereits beim Landesförderinstitut
eingereicht. Der zu Wochenbeginn beschlossene «MV-Schutzfonds» für
die Wirtschaft des Landes umfasst insgesamt 1,1 Milliarden Euro und
soll zum Großteil mit neuen Schulden finanziert werden.