«Jeder muss mithelfen»: Gehaltsverzicht und Kurzarbeit beim VfB Von Nils Bastek, dpa

Die Fußballprofis und die Führungsebene des VfB Stuttgart
unterstützen ihren Verein mit einem Gehaltsverzicht. Folgen hat die
Corona-Krise auch für die Mitarbeiter des Traditionsclubs. Der
Vorstandsboss will mit gutem Beispiel vorangehen.

Stuttgart (dpa/lsw) - Im Kampf gegen die finanziellen Schäden der
Corona-Krise verzichten auch die Profis des VfB Stuttgart auf Teile
ihres Gehalts. Je nachdem ob die derzeit ausgesetzte Saison in der 2.
Fußball-Bundesliga mit Geisterspielen fortgesetzt oder abgebrochen
wird, erhalten Mario Gomez und Co. bis zu 20 Prozent weniger. Als
weitere Maßnahme schickt der Traditionsclub erstmals in der
Vereinsgeschichte seine rund 300 Mitarbeiter ab April in Kurzarbeit.

«Alle haben erkannt, dass diese Situation etwas ist, worauf wir uns
nicht vorbereiten konnten, aber jetzt handeln müssen», sagte der
VfB-Vorstandsvorsitzende Thomas Hitzlsperger am Freitag in einer
Telefonkonferenz. «Der Gehaltsverzicht ist ein wichtiger Aspekt. Das
zeigt, dass auch die Spieler verstanden haben, dass sie finanziell
mithelfen können. Davon geht auch ein Signal an alle Mitarbeiter des
Vereins raus.» Der 37-Jährige selbst habe sich «ganz oben
angesiedelt», was den Gehaltsverzicht angehe.

Denn wann und wie es weitergeht, weiß auch er nicht. Der Spielbetrieb
in der 1. und 2. Bundesliga soll auf Empfehlung der Deutschen Fußball
Liga (DFL) bis zum 30. April ausgesetzt bleiben. Sollte es danach
weitergehen, dann nur in Form von Geisterspielen. Die finanziellen
Folgen in Form von ausbleibenden TV- oder Ticketing-Einnahmen spüren
die Schwaben wie alle anderen Proficlubs schon jetzt. Dennoch musste
der VfB bislang keinem seiner Mitarbeiter kündigen. «Es muss das Ziel
sein, dass wir durch diese Krise, für die keiner was kann, gemeinsam
durchkommen», sagte Hitzlsperger. «Jeder muss mithelfen.»

Sollte es zu einem Abbruch der Saison kommen, würden dem VfB allein
rund 6,5 Millionen Euro an Fernsehgeldern fehlen. Hinzu kämen
ausbleibende Millionen-Einnahmen aus dem Bereich der Ticketverkäufe
und dem Sponsoring. Sorgen um die Existenz des Clubs macht sich
Hitzlsperger aber nicht. Von den Sponsoren hat sich nach Worten des
Vorstandschefs bislang auch niemand mit dem Wunsch nach einer
finanziellen Anpassung des Engagements beim VfB gemeldet.

«Wirtschaftlich sind wir solide aufgestellt, so dass wir nicht gleich
Angst kriegen müssen», sagte der Ex-Nationalspieler. «Aber unsere
Basis sind Fußballspiele, dieses Kerngeschäft bricht aktuell weg.»
Ebenso fällt das Mannschaftstraining der Profis schon seit fast zwei
Wochen aus. Holger Badstuber, Daniel Didavi, Gomez und Co. trainieren
individuell zuhause. Wann die Mannschaft auf den Trainingsplatz
zurückkehren kann, weiß Hitzlsperger nicht. Bis zum 15. Juni ist
aktuell der Betrieb aller Sportstätten in Baden-Württemberg verboten.

Um möglichst bald wieder auf den Rasen zurückkehren zu können, führ
t
Hitzlsperger Gespräche mit den Behörden sowie den anderen
baden-württembergischen Profi-Clubs aus der 1. und 2. Liga. «Wir
tauschen uns da aus», sagte er. Und wenn Hitzlsperger derzeit mal
nicht am Telefon hängt, drängt es ihn zumindest für kurze Zeit nach
draußen. «Ich versuche, es manchmal vor Sonnenuntergang noch zum
Laufen in den Wald zu schaffen», erzählte er. «Manchmal muss ich ein

bisschen frische Luft tanken.»