Coronavirus: Neun Todesopfer in Sachsen - mehr Verstöße gegen Regeln

In der Corona-Krise ist vorerst kein Ende in Sicht. Die Fallzahlen
steigen auch in Sachsen. Dennoch sieht man sich für einen größeren
Ausbruch gut gerüstet. Auch an Schulen gehen die Planungen weiter.

Dresden (dpa/sn) - Die Zahl der nachweislich mit dem neuartigen
Coronavirus Infizierten in Sachsen hat weiter zugenommen - mit einer
größeren Geschwindigkeit als zuvor. Nach Angaben von
Gesundheitsministerin Petra Köpping (SPD) wurde bis Freitag bei 1505
Menschen im Freistaat das Virus nachgewiesen. Das sind 230 mehr als
am Vortag und die bislang höchste Zuwachsrate an Fallzahlen. Neun
Menschen sind mit einer Sars-CoV-2-Infektion gestorben - alles
hochbetagte Menschen.

Zwischen den Zahlen des Robert-Koch-Institutes und denen den
örtlichen Behörden kommt es immer mal wieder zu Differenzen, weil die
Daten zu verschiedenen Zeiten erhoben werden.

Nach den Worten von Köpping lässt sich noch nicht sagen, wann man den
Höhepunkt erreicht und die Zahl der Neuinfektionen zurückgeht. «Mir
macht Sorge, dass wir neun verstorbene Menschen haben. Das ist die
eigentliche Größenordnung, über die wir reden müssen.» Es gehe da
rum,
ältere Menschen zu schützen.

Pro Tag könnten in Sachsen nun 5600 Tests vorgenommen werden, sagte
Köpping. Für den Ernstfall sieht sie den Freistaat zunächst gerüste
t.
Es gebe hier 26 000 Krankenhausbetten. Davon könnten 14 471 Betten
für den Fall eines größeren Ausbruchs der Infektion genutzt werden.
Zudem könnten die Krankenhäuser die Zahl der Intensivbetten auf 2500
ausbauen. Dies sei eine «ordentliche Kapazität». Ob sie am Ende
ausreichen werde, lasse sich heute noch nicht sagen, so Köpping.

Innenminister Roland Wöller (CDU) bilanzierte eine wachsende Zahl von
Straftaten in Zusammenhang mit Behördenauflagen zum Coronavirus. Sie
seien am Donnerstag gegenüber dem Vortag um 115 gestiegen. Es gebe
nach wie vor Verstöße gegen das Infektionsschutzgesetz. «Das macht
uns weiter Sorgen. Gleichwohl muss man sagen, dass die übergroße
Mehrheit der Sachsen sich an die Regeln und Vorgaben hält.» Für eine

kleine Minderheit treffe das aber nicht zu. Als Beispiel nannte er
private Partys und die Benutzung von Sport- und Spielstätten. Zwei
Mal sei Widerstand gegen Beamte geleistet worden.

Wöller berichtet zudem von einem Fall in Leipzig, wo ein junger Mann
sich als Polizist ausgab und in einem Einkaufscenter mit einer
Schreckschusspistole schoss. Der Innenminister rechnete nicht damit,
dass Klagen gegen die geltende Allgemeinverfügung Erfolg haben. Man
habe in Sachsen lediglich die Bewegungsfreiheit eingeschränkt. «Wir
gehen davon aus, dass unsere Allgemeinverfügung rechtssicher ist.»
Das Verwaltungsgericht Chemnitz habe eine Klage dazu abgewiesen.

Trotz der Corona-Krise will Sachsen ein Notabitur für seine
Gymnasiasten vermeiden. Kultusminister Christian Piwarz (CDU)
erinnerte daran, dass es ein Notabitur letztmals 1945 - zum Ende des
Zweiten Weltkrieges - in Deutschland gegeben haben. Es wäre völlig
verkehrt, bereits jetzt darüber nachzudenken und Entscheidungen zu
treffen, das Abitur ohne Prüfungen durchzuführen. «Die Prüfungen
bieten die beste Gewähr, dass Leistungen vergleichbar sind.»
Sächsische Abiturienten brauchten später gleiche Chancen bei den
Hochschulen und Arbeitgebern.

Piwarz zeigte sich zuversichtlich, dass die Prüfungen nach Ostern
beginnen - wenn die Schulen nach dem Fest wieder planmäßig öffnen.
Sollte das nicht möglich sein, würden andere Szenarien greifen. Dann
gehe es zunächst um eine Verschiebung der Prüfungen. Ein Notabitur
sei die «absolute Ultima Ratio». Dies sei aber noch in weiter Ferne.
«Zum jetzigen Zeitpunkt halten wir an unseren Planungen fest.»