«Spiegel»: Dräger will Klarheit bei Verteilung von Beatmungsgeräten

Lübeck (dpa) - Der Chef des Medizintechnikkonzerns Dräger, Stefan
Dräger, fordert rasche Klarheit bei der Verteilung der von
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) bestellten 10 000
Beatmungsgeräte. Die ersten der bestellten Gerate seien jetzt fertig,
aber die Verteilung sei immer noch unklar, sagte Dräger dem
Nachrichtenmagazin «Der Spiegel». «Viele Kliniken rufen uns deshalb
direkt an.» Bei aller Not müsse man nun darauf schauen, dass die
Ressourcen bestmöglich verteilt werden. Dräger forderte laut
«Spiegel», Zentren bevorzugt zu beliefern, die ARDS-Patienten, also
jene mit akutem Lungenversagen, behandeln können. Es müsse verhindert
werden, dass Krankenhäuser «eine Superausrüstung für wenig Geld
bekommen, mit der sie gar nicht umgehen können», sagte Dräger.

Von der Idee, dass Automobilzulieferer und andere Firmen Komponenten
für Beatmungsgeräte herstellen, hält er nichts. Stattdessen sieht er

Potenzial darin, Beatmungsgeräte aus dem Rettungsdienst oder aus der
Anästhesie zu verwenden. «Wir schätzen, dass man allein in
Deutschland 5000 Geräte aus dieser Reserve mobilisieren könnte.»

Das Unternehmen hat im Zuge der Corona-Krise auch seine Produktion
von Atemschutzmasken verdoppelt. Um den Mangel an Masken künftig zu
beheben, forderte Dräger in Deutschland ein intelligentes System, um
eine bestimmte Menge Masken zu lagern. Masken, die sich dem
Verfallsdatum näherten, müssten dann nach und nach aus dem
Lagersystem geholt und verkauft werden, sagte der Konzernchef.

Spahn will derweil keine detaillierte Auskunft über die Liefertermine
der bestellten Beatmungsgeräte geben. «Die Dringlichkeit der
Beschaffung von Beatmungsgeräten wurde in der Sitzung des Krisenstabs
der Bundesregierung am 10. März 2020 festgestellt», heißt es in der
Antwort auf eine schriftliche Anfrage des FDP-Abgeordneten Christoph
Hoffmann, die der Zeitung «Welt» vorliegt. Die bei der Firma Dräger
bestellten Geräte würden nun «sukzessive, nach Produktionsstand,
ausgeliefert werden».

Hoffmann wertete diese «Nicht-Antwort» des Ministeriums als Hinweis
darauf, dass sich die Auslieferung hinziehen werde und die
Beatmungsgeräte nicht zeitnah zur Verfügung stehen werden. Das
Gesundheitsressort habe entweder den Überblick verloren oder
«verweigert aus gutem Grund die Antwort», sagte er der «Welt».