Mangel an Schutzausrüstung in Pflegeheimen - Mobile Corona-Tests

Erstmals gibt es in Mecklenburg-Vorpommern auch Corona-Infektionen in
Altenheimen. Auch dort aber sind Atemschutzmasken knapp. Zum Schutz
vor Ansteckungen rät Innenminister Caffier von den traditionellen
Ostertreffen im Kreis der Familie dringend ab.

Schwerin (dpa/mv) - Hygieneartikel zum Schutz gegen
Corona-Infektionen sind offenbar weiterhin knapp. Das
Sozialministerium in Schwerin beklagte am Freitag insbesondere auch
für Pflege-Einrichtungen Mecklenburg-Vorpommerns einen Mangel an
Atemschutzmasken und anderem Schutzmaterial. «Das ist eine
Schwachstelle», sagte Ministeriumssprecher Alexander Kujat. Bei der
Verteilung der vom Bund beschafften Schutzausrüstungen hätten die
Kliniken Vorrang. «Bis jetzt ging noch alles, doch jetzt bekommen wir
die Meldung, dass die Vorräte zur Neige gehen.»

Das Thema war akut geworden, seit erste Covid-19-Infektionen in
Altenheimen des Landes aufgetreten sind. Am Donnerstagnachmittag
hatten die Behörden vier Infektionen in drei Heimen in Rostock und im
Landkreis Vorpommern-Greifswald gemeldet. Auch Pfleger in ambulanten
Pflegediensten sollten sich und ihre Patienten schützen können. «Wir

versuchen, unsere Netzwerke zu aktivieren», sagte Kujat. Erste
Behindertenwerkstätten würden Schutzmasken nähen, etwa in Waren.

Unterdessen erhöht Mecklenburg-Vorpommerns seine Test-Kapazitäten für

mögliche Covid 19-Infektionen. Menschen mit Corona-Verdacht, die
nicht selbst ein Testzentrum aufsuchen können, bekommen künftig
Besuch von einem mobilen Test-Team. In Kooperation mit dem Deutschen
Roten Kreuz seien vier Teams aus medizinischem Fachpersonal
zusammengestellt worden, teilte Gesundheitsminister Harry Glawe (CDU)
am Freitag mit. Diese kämen in das heimische Umfeld, um dort
Abstriche vorzunehmen. Doch auch diese Tests erfolgten ausschließlich
auf Verordnung eines Arztes, der einen DRK-Koordinator informiere.

Das Wirtschaftsministerium fördert die mobilen Teams nach eigenen
Angaben mit bis zu 100 000 Euro pro Monat. Tests sind den Angaben
zufolge weiterhin auch in den inzwischen 15 Testzentren im Land
möglich. Im Landkreis Vorpommern-Greifswald fahren außerdem zwei
Busse als mobile Testzentren über Land. Sie machen in verschiedenen
Städten Station.

Unter Hinweis auf die weiterhin akute Ansteckungsgefahr mit dem
neuartigen Coronavirus rät Mecklenburg-Vorpommerns Innenminister
Lorenz Caffier (CDU) dringend von Familienbesuchen ab, gerade auch
zum bevorstehenden Osterfest. «Verwandtenbesuche sind in Zeiten einer
Pandemie grundsätzlich zu vermeiden. Gefährden Sie nicht Ihre
Liebsten und tragen Sie nicht das Virus unbewusst in Ihre Familie»,
betonte Caffier in einer in Schwerin verbreiteten Mitteilung. Ein
Verbot solcher Besuche gibt es jedoch nicht. Sollten Privatbesuche
zwingend erforderlich sein, so sind diese nach Angaben Caffiers nur
Angehörigen der Kernfamilie erlaubt.

Mit drastischen Maßnahmen wie Schul- und Ladenschließungen sowie
Kontaktsperren versucht die Politik die Epidemie einzudämmen. Das
führte auch dazu, dass sich das Leben vom öffentlichen verstärkt in
den familiären Raum verlagert, mit teilweise ungewollten Folgen.

So erwarten die Frauenhäuser in Mecklenburg-Vorpommern infolge der
Corona-Krise eine steigende Nachfrage von Opfern häuslicher Gewalt
und organisieren deshalb zusätzliche Quartiere. Dabei handele es sich
zum Beispiel um Hostels und Ferienunterkünfte, sagte der Sprecher des
Sozialministeriums, Kujat. Sie stehen wegen des Verbots touristischer
Übernachtungen derzeit leer. «Es wird alles soweit vorbereitet, dass
man schnell handeln kann», sagte Kujat.

Experten befürchten, dass Isolation und finanzielle Sorgen durch die
Corona-Krise zu mehr häuslicher Gewalt führen könnten. Bisher habe es

in Mecklenburg-Vorpommern noch keine signifikante Zunahme gegeben,
berichtete Kujat. Auch ohne Corona-Krise seien die Frauenhäuser in
Mecklenburg-Vorpommern stets weitgehend ausgelastet. Laut Kujat gibt
es landesweit rund 200 Plätze in neun Einrichtungen, in denen Frauen
und ihre Kinder vor häuslicher Gewalt Schutz finden können.

Zur Unterstützung des lokalen Einzelhandels haben erste Städte in
Mecklenburg-Vorpommern Online-Plattformen für Läden mit Liefer- und
Bestellangeboten eingerichtet. Beispiele sind Schwerin und Stralsund.
Die Landeshauptstadt listet auf ihrer Internetseite unter
www.schwerin.de/lokalkauf inhabergeführte Geschäfte, Restaurants und
Cafés auf, die Online-Shops, lokale Lieferdienste oder
Abholmöglichkeiten anbieten. In Stralsund ist eine ähnliche Aktion
unter www.stralsund.de/liefert zu finden.