Sportpolitikerin Freitag: «Zweifel an Führungsfähigkeit» von Bach

Neue Kritik am IOC und Präsident Thomas Bach, aber auch am Fußball.

SPD-Politikerin hat am Umgang des Sports mit der Corona-Krise
nachdenkliche Töne angestimmt.

Berlin (dpa) - Die Sportausschussvorsitzende des Bundestages
kritisiert das IOC und Präsident Thomas Bach, einen Imageschaden für

den Fußball erwartet sie durch die Corona-Krise nicht. Bei Bach
könnte das nach Ansicht von Dagmar Freitag anders sein. «Aus meiner
Sicht hat Thomas Bach nicht zum ersten Mal in seiner Amtszeit Zweifel
an seine Führungsfähigkeit geweckt», sagte die SPD-Politikerin in
einem Interview der «Mittelbayerischen Zeitung» (Freitag).

«Schon sein Agieren in Bezug auf das russische Staatsdoping, als es
erkennbar sein oberstes Ziel war, das russische Team möglich schnell
wieder vollumfänglich in seine «olympische Familie» aufzunehmen, ist

dem Anspruch an einen IOC-Präsidenten, die olympischen Werte zu
vertreten und zu bewahren, nicht gerecht geworden. Beides wird
rückblickend untrennbar mit Bachs Amtszeit in Erinnerung bleiben»,
führte Freitag aus.

Bach war zuletzt kritisiert worden, weil er erst spät eine
Olympia-Verschiebung öffentlich in Betracht zog. Bei der russischen
Doping-Affäre hatten Kritiker ein härteres Durchgreifen gefordert.

Für den Fußball erwartet Freitag keinen Imageschaden. «Grundsätzlic
h
muss man allen Beteiligten erst mal zugute halten, dass es für das,
was jetzt zu meistern ist, keine Blaupause gibt. Allerdings sollte
man davon ausgehen, dass insbesondere im hochprofessionellen
Spitzensport auch professionell gedacht und entschieden wird», sagte
Freitag. Diverse Äußerungen von Vereinsvertretern der Bundesliga
hätten sicher nicht nur bei ihr Fragezeichen hinterlassen, meinte die
67-Jährige: «Ich glaube allerdings, dass sich der Imageschaden beim
Profifußball letztlich in Grenzen halten wird und dass die Stadien
irgendwann wieder genauso voll sein werden wie bislang.»

Beim IOC sei die «Einschätzung der Lage anders», sagte Freitag. «Da
s
Image des IOC war bekanntlich ohnehin nicht das beste. Wenn die
Dachorganisation des Weltsports welche Erwägungen auch immer über die
Gesundheit von Tausenden von Athleten und Fans stellt, ist das
schlichtweg unentschuldbar und für die Organisation ein Desaster, das
zwangsläufig die Frage nach der Führungsstärke des Präsidenten und

seines engsten Umfeldes aufwirft», sagte sie.