Abschaffung der Zeitumstellung dauert in Europa

Eigentlich soll die Zeitumstellung bald Geschichte sein. Doch Europa
lässt sich Zeit damit. Eine neue Umfrage zeigt: Viele in Deutschland
haben Probleme mit der bisherigen Regelung.

Brüssel (dpa) - Die geplante Abschaffung der Zeitumstellung in Europa
kommt in diesem Jahr kaum noch voran. Die EU-Kommission hatte nach
einer selbst organisierten Umfrage vorgeschlagen, den alljährlichen
Wechsel zwischen Sommer- und Normalzeit zu beenden. Sie legte dafür
im September 2018 den Entwurf einer Richtlinie vor. Das Europäische
Parlament stimmte dafür, die Zeitumstellung nach dem Jahr 2021
aufzugeben. Nun müssen die Mitgliedstaaten sich im Rat festlegen -
doch dort stehen die Uhren in dieser Sache still.

Kroatien hat als aktuelles Vorsitzland keinerlei Absicht, einen
Ratsbeschluss dazu voranzutreiben. Im zweiten Halbjahr übernimmt
Deutschland die EU-Präsidentschaft - und hat ebenfalls «keine
konkreten Planungen» in dieser Frage, wie es von EU-Diplomaten heißt.
Bisher ist die regelmäßige Umstellung für alle Länder in der EU
einheitlich festgelegt.

In der Nacht zu Sonntag werden die Uhren um eine Stunde vorgestellt,
dann gilt die sogenannte Sommerzeit; im Herbst werden die Uhren
wieder zurückgestellt. In Deutschland hat jeder vierte Mensch über 14
Jahren gesundheitliche Probleme durch die Zeitumstellung. Dies ergab
eine repräsentative Umfrage der Krankenkasse DAK. Die meisten davon
klagten allgemein über Müdigkeit. Mehr als die Hälfte der Betroffenen

erklärte, sie leide unter Schlafproblemen. Ferner klagten die
Befragten auch über Konzentrationsprobleme und depressive
Verstimmungen in Folge der Zeitumstellung. Der Umfrage zufolge gaben
Frauen häufiger als Männer an, schon einmal Probleme mit der
Zeitumstellung gehabt zu haben.

Drei Viertel der Befragten gaben laut DAK-Mitteilung vom Freitag zwar
keine gesundheitlichen Probleme wegen der Zeitumstellung an. Dennoch
lehnt die Mehrheit das Drehen an der Uhr ab: 74 Prozent seien der
Überzeugung, die Umstellung sei überflüssig und gehöre abgeschafft.

23 Prozent der Teilnehmer wollen demnach daran festhalten.

Allerdings ist auch in Zeiten, in denen dank Smartphones fast jeder
die genaue Uhrzeit in der Hosentasche herumträgt, die telefonische
Zeitansage der Telekom weiter gefragt. An normalen Tagen werde die
Nummer «viele hundertmal» angerufen, sagte ein Sprecher. Besonders
gefragt sei der Service an Silvester, wenn die Menschen exakt wissen
möchten, wann die Uhr auf das neue Jahr umspringt. Auch die beiden
Nächte Ende März sowie Oktober, in denen die Uhr um eine Stunde
umgestellt wird, gehörten zu den Spitzenzeiten, zu denen so viele
Anrufe eingingen wie sonst etwa in einem Monat. Unter der Nummer 0180
4100100 sagt im Auftrag der Telekom eine automatisierte weibliche
Stimme in sekündlichen Abständen die aktuelle Uhrzeit an.