Weitere Infektionen in Quarantäne-Gemeinde am Rennsteig nachgewiesen

Die Situation stellt Vieles und Viele auf die Probe: Seit Tagen steht
im Ilm-Kreis eine ganze Gemeinde unter Quarantäne, um die Ausbreitung
des Coronavirus zu verringern. Den Ernst der Lage habe nicht jeder
sofort begriffen, heißt es beim Landratsamt.

Neustadt am Rennsteig (dpa/th) - Mindestens 13 Bewohner der unter
Quarantäne stehenden Gemeinde Neustadt am Rennsteig haben sich
nachweislich mit dem Coronavirus infiziert. Allerdings stünden noch
die Ergebnisse von weiteren Abstrichuntersuchungen bei Bewohnern aus,
die bereits Symptome zeigten, sagte die Sprecherin der
Kreisverwaltung des Ilm-Kreises, Doreen Huth, am Freitag.

Im Kreis waren am Freitagvormittag 43 Fälle bekannt, bei denen sich
Menschen mit Sars-Cov-2 infiziert hatten. Allein von Donnerstag auf
Freitag seien drei weitere Infektionsfälle dazugekommen, sagte Huth.
Die Gesamtzahl der erfassten Infizierten lag im Freistaat am Freitag
bei 574. Nach Schätzung des Thüringer Landesamtes für
Verbraucherschutz sind 110 Menschen inzwischen wieder genesen.

Allerdings hätten bislang nirgendwo sonst derart drastische Maßnahmen
gezogen werden müssen wie in dem Ortsteil der Landgemeinde Stadt
Großbreitenbach, so Huth. Hintergrund ist, dass eine infizierte
Person mit mindestens 70 anderen Menschen in dem kleinen Ort in
Kontakt war. Seit Sonntag darf niemand mehr Neustadt am Rennsteig
verlassen. Auch betreten werden dürfe der etwa 900 Bewohner zählende
Ort nur noch in Ausnahmefällen und unter strengen hygienischen
Auflagen. Innerhalb des Orts dürfen die Bewohner nur sehr
eingeschränkt ihr Zuhause verlassen.

Der kleine Ort hat auch einen Todesfall im Zusammenhang mit dem Virus
zu verzeichnen: Der 57 Jahre alte Mann, der in einer Suhler Klinik
behandelt und beatmet wurde, war am Samstag gestorben. Aktuell würden
drei Bewohner außerhalb in Krankenhäusern behandelt, hieß es am
Freitag. Sie müssten bislang aber nicht beatmet werden.

«Ich danke den NeustädterInnen für ihr verantwortungsvolles Handeln,

auch wenn das für sie derzeit drastische Einschnitte im persönlichen
Bereich sind. Die Quarantäne zeigt Wirkung», teilte Landrätin Petra
Enders (parteilos) am Freitag mit. «Ich erlebe, dass sich die
Menschen im Kreis mittlerweile vorbildlich an die Verfügungen und
Quarantänen halten. Sie begegnen sich freundlich und mit Abstand. Das
Bewusstsein für den Ernst der Lage ist überall spürbar.»

Zuvor hätten einzelne Bewohner sich nicht an die Anordnungen
gehalten, räumte Huth ein. Sie seien etwa im Wald spazieren oder auf
Schleichwegen unterwegs gewesen. Als Konsequenz seien Polizisten nun
auch auf den abseitigen Wegen auf Streife. «Inzwischen hat sich die
Problematik aber gelegt, es wurden keine weiteren Verstöße bislang
gemeldet; vermutlich hat jetzt auch der Letzte den Ernst der Lage
verstanden», so Huth.

Feuerwehr und Polizei bewachten nach wie vor die Absperrungen. Die
Feuerwehrleute unterstützten aber etwa auch die Versorgung der
Bewohner. Ein Arzt aus Großbreitenbach habe sich dazu bereit erklärt,
Hausbesuche bei den Bewohnern durchzuführen. Die 13 Kinder eines
Heims in Neustadt können Huths Angaben nach dort bleiben: Betreuer
haben sich gefunden, die sich ganztägig um sie kümmerten.

Bislang solle die Quarantäne bis einschließlich 5. April gelten. «Die

Situation ist aber eine dynamische und Maßnahmen müssen
gegebenenfalls angepasst werden», so Huth.