Virologe: Corona-Tests könnten deutlich ausgeweitet werden
Düsseldorf (dpa) - Die Kapazitäten für Corona-Tests könnten in
Deutschland nach Überzeugung des Bonner Virologen Hendrik Streeck
deutlich erweitert werden. Zwar fehlten für die klassischen Tests
viele Materialien - dafür könnten kreative Lösungen helfen, sagte der
Virologie-Professor am Freitag in Düsseldorf.
So werde ausprobiert, ob etwa genetische Tests in großem Stil
umfunktioniert werden könnten, um gleichzeitig auch das Virus
nachzuweisen. «Wir glauben, wir befinden uns auf einem guten Weg.»
Ebenso könnten in einem Reagenz-Röhrchen mehrere Personen auf
bestimmte Erkrankungen getestet und Corona-Infizierte bei positivem
Ergebnis einzeln herausgefiltert werden. «Ich glaube, es ist möglich,
die Kapazitäten sehr hoch zu fahren», sagte Streeck. Viele
Universitäten arbeiteten an neuen Test-Möglichkeiten.
Das massenhafte Testen in Südkorea habe gezeigt, dass es darüber
möglich sei, die Zahl der Neuinfektionen auf ein Minimum zu drücken.
Allerdings seien dort auch Handy-Daten ausgelesen worden, um
Kontaktketten nachzuverfolgen. Dies sei in Deutschland nicht möglich.
«Aber es hat gezeigt, dass es funktioniert.»
Mit einer Studie im Kreis Heinsberg will Streeck an 1000 Personen die
Corona-Infektionsketten und die vermutlich hohe Dunkelziffer
erforschen. Das Virus hinterlasse einen Fußabdruck im Blut, erklärte
er. Darüber hinaus solle aufgeklärt werden, warum Menschen, die dort
dieselbe Karnevalsveranstaltung besucht hatten, sich teils infiziert
hätten und teils nicht. Vor allem müsse erforscht werden, woran es
konkret gelegen habe, dass manche an dem Virus gestorben seien und
andere nicht.
Auch zum Immunschutz nach einer Corona-Infektion gebe es noch viel
Forschungsbedarf, sagte Streeck. «Es gibt blinde Flecken in den
Erkenntnissen.» Derzeit könne nicht belastbar gesagt werden, ob und
wie lange ein solcher Schutz wirke.