Nach Merkels Corona-Test: Syrer bedanken sich mit Graffiti-Porträt

Idlib (dpa) - Unter Syrern genießt Bundeskanzlerin Angela Merkel
große Sympathien. Nach ihrem negativen Corona-Test haben ihr zwei
Graffiti-Künstler aus der Rebellenprovinz Idlib im Nordwesten des
Bürgerkriegslandes nun in besonderer Form ihren Dank gezeigt: mit
einem überlebensgroßen Porträt der Kanzlerin. Dazu ein Herz in Rot
und der Text: «Frau Merkel, Ihr Wohlergehen freute uns in Idlib.»
Bilder davon machen seit Tagen in den sozialen Medien die Runde.

Er male seit langem über alle möglichen Themen, erzählt der Syrer
Asis al-Asmar, vor allem wenn es um Gerechtigkeit und Menschlichkeit
gehe. «Jetzt haben wir Merkel gezeichnet, die viele Flüchtlinge
aufgenommen hat, nicht nur Syrer, und sie so gut behandelt hat, als
wären sie Einheimische», sagt der 48-Jährige. «Als nach dem
Corona-Test feststand, dass sie gesund ist, haben wir ihr die
Botschaft geschickt, dass wir in Idlib froh sind. Wir danken ihr.»

Verewigt haben sie die Kanzlerin in dem Ort Binnisch (auf dem
Graffiti geschrieben: «Binnich»). Dafür haben sie ein Gebäude
ausgesucht, das bei Luftangriffen zerstört wurde. In den vergangenen
Monaten griffen Flugzeuge der syrischen Regierung und ihres
Verbündeten Russland die Region um Idlib immer wieder aus der Luft
an. Asis al-Asmar zieht aus den Trümmern ein Metallstück: «Das sind

die Reste einer Rakete.» Auch Bücher, Taschen und zerstörtes
Spielzeug lägen hier noch herum.

Für Graffitis suchten sie sich häufig solche zerstörten Häuser aus,

weil diese ehrlich von sich selbst erzählten, sagt Asis: «Hier in
diesem Haus haben früher Menschen gelebt, es war voller Erinnerungen,
doch dann wurde es bombardiert, und die Menschen sind geflohen.»

Graffitis wie dieses sind in der Rebellenprovinz Idlib sehr bliebt.
Sie haben sich dort in den vergangenen Jahren zu einer Kunstform
entwickelt, mit der die Syrer ihre Gefühle ausdrücken und der Welt
zeigen wollen, was sie im Bürgerkrieg durchmachen. «Gott sei Dank»,
sagt auch Asis, «gibt es bei uns Kultur und alle Arten der Kunst.»