Wissenschaftler spielen für Innenministerium Corona-Szenarien durch

Berlin (dpa) - Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) hat
Wissenschaftler untersuchen lassen, wie sich die Corona-Epidemie in
Deutschland ausbreiten könnte. In dem Arbeitspapier sei festgehalten,
wie sich die aktuelle Situation auf die innere Sicherheit auswirken
könnte, «welche unterschiedlichen Verläufe sind hier denkbar», sagt
e
Ministeriumssprecher Steve Alter am Freitag in Berlin.

Laut «Spiegel», NDR, WDR und «Süddeutscher Zeitung» empfehlen die

Experten im dem vertraulichen Papier mit dem Titel «Wie wir Covid-19
unter Kontrolle bekommen», das Virus nach dem Vorbild Südkoreas mit
massiv ausgeweiteten Tests und dem konsequenten Isolieren infizierter
Menschen einzudämmen. Demnach spielen sie ein Szenario durch, in dem
vom 6. April an 50 000 Tests pro Tag möglich sind, vom 13. April an
100 000 und Ende April dann 200 000. Die bisherige Methode nach dem
Motto «Wir testen, um die Lage zu bestätigen» müsse abgelöst werd
en
durch den Ansatz «Wir testen, um vor die Lage zu kommen».

Die Wissenschaftler gehen den Berichten zufolge in diesem positivsten
Szenario davon aus, dass sich rund eine Million Menschen infizieren
und etwa 12 000 sterben würden. Das strenge Vorgehen müsste zwei
Monate durchgehalten werden. Danach «müsste weiterhin kontinuierlich
hohe Wachsamkeit bestehen bleiben», weil die Bevölkerung nur zu einem
geringen Teil gegen das Virus immunisiert wäre.

Minister Seehofer sagte dem «Spiegel», er sei «entschiedener Anhäng
er
der Suppression», also von strikten Maßnahmen, «auch wenn dieser Weg

deutlich teurer ist». «Aber er rettet am meisten Leben.»

Im schlimmsten Fall, wenn der Staat nur wenig unternimmt, rechnen die
Wissenschaftler damit, dass bald 70 Prozent der Bevölkerung infiziert
wären. Mehr als 80 Prozent der Menschen, die intensivmedizinische
Behandlung bräuchten, müssten dann von den Krankenhäusern abgewiesen

werden. Die Todeszahlen würden die Millionengrenze übersteigen.

Die Fachleute empfehlen, den Deutschen diese Gefahr mit einer
Aufklärungskampagne vor Augen zu führen, wie es weiter hieß. «Um di
e
gesellschaftlichen Durchhaltekräfte zu mobilisieren, ist das
Verschweigen des Worst Case keine Option», steht den Berichten
zufolge im Papier.