Eintracht-Legende Grabowski: «Natürlich habe ich etwas Angst» Von Eric Dobias, dpa

Jürgen Grabowski wird von den Fans der Frankfurter Eintracht noch
heute verehrt. Die Coronavirus-Pandemie schürt bei dem
Fußball-Weltmeister von 1974 große Sorgen um seine Gesundheit. Denn
der 74-Jährige zählt zur Risikogruppe.

Frankfurt/Main (dpa/lhe) - Die Fahrten ins Krankenhaus zur dringend
notwendigen Dialyse sind für Jürgen Grabowski der reinste Horror. Der
an einer ausgeprägten Nierenschwäche leidende Fußball-Weltmeister von

1974 fürchtet sich vor einer Infektion mit dem Coronavirus.
«Natürlich habe ich etwas Angst vor der Geschichte. Man kann nur
beten, dass uns keiner ansteckt», sagte der ehemalige Bundesligaprofi
von Eintracht Frankfurt am Freitag in einem Interview auf der
Vereinshomepage.

Der 74-Jährige gehört wegen seiner Erkrankung, die bereits 2016
diagnostiziert wurde und sich Ende des Vorjahres verschlimmert hatte,
zur besonders gefährdeten Risikogruppe. Doch darauf wird aufgrund der
steigenden Fallzahlen keine Rücksicht genommen. «Als Dialyse-Patient
bekommst du im Krankenhaus leider keinen Schutz für den Transport»,
berichtete Grabowski.

Dreimal pro Woche muss er sich dem Blutreinigungsverfahren
unterziehen. «Da werde ich von einem Fahrzeug abgeholt, in dem den
ganzen Tag Patienten transportiert werden. Deshalb habe ich mich
entschlossen, bei diesen Fahrten seit einer Woche Handschuhe und
Mundschutz zu tragen, auch wenn das nicht allzu viel hilft», erzählte
Grabowski.

Immerhin hat die Eintracht-Legende, die von 1965 bis 1980 insgesamt
441 Bundesligaspiele für die Hessen bestritt und dessen
außergewöhnliche Fähigkeiten sogar in der Vereinshymne besungen
werden, die akuten gesundheitlichen Probleme zu Beginn des Jahres
mittlerweile überwunden. «Zunächst hatte ich mich nach den
Behandlungen richtig schlecht gefühlt», sagte Grabowski. Jetzt gehe
es ihm «wieder besser».

Deshalb wollte er im April eigentlich erstmals wieder ins Stadion
gehen, «denn ich habe Lust auf Fußball». Doch daraus wird vorerst
nichts, weil die Bundesligasaison wegen der Coronavirus-Pandemie bis
mindestens zum 30. April unterbrochen ist. «Ich hätte nie gedacht,
dass es so etwas noch einmal geben wird. Dass es eine Krankheit gibt,
gegen die es keine direkten Spritzen, Tabletten oder Therapien gibt»,
sagte Grabowski.

So muss er sich momentan mit Erinnerungen an bessere Zeiten trösten.
Wie zum Beispiel das erste Länderspiel im damals neuen Waldstadion
vor 46 Jahren gegen Schottland. «Das war ein ganz wichtiges Spiel für
mich. Wir haben 2:1 gewonnen, ich konnte nach einer Vorlage von Uli
Hoeneß einen Treffer zum Sieg beisteuern», erzählte Grabowski im
Rückblick. «Das hat mir geholfen, einige Monate später bei der WM
mehr Spielzeiten zu erhalten.»

Der WM-Triumph 1974 mit der DFB-Auswahl, für die er insgesamt 44
Länderspiele bestritt, war der Höhepunkt seiner Karriere. Mit der
Eintracht, für die er 105 Bundesligatore erzielte, gewann er zudem
zweimal den DFB-Pokal und einmal den UEFA-Cup. Nun hofft Grabowski
wie alle Fußball-Fans, dass der Ball bald wieder ins Rollen kommt -
und er seinen Nachfolgern auf der Tribüne die Daumen drücken kann.