Corona-Pandemie - Erste Kliniken verbannen Väter aus dem Kreißsaal

Die Geburt ihres Kindes beschreiben viele Väter als einen der
schönsten Momente ihres Lebens. Und ihre Partnerin ist oft froh über
den Beistand im Kreißsaal. Doch die Corona-Pandemie verdirbt immer
mehr werdenden Eltern dieses Glück.

Gera/Hildburghausen (dpa/th) - Wegen der Corona-Pandemie werden
werdende Papas zunehmend aus den Kreißsälen verbannt - zum Ärger von

Betroffenen. So sind am Geraer Waldklinikum, wo jedes Jahr rund 1000
Babys zur Welt kommen, zur Geburt keine Partner mehr zugelassen, wie
Sprecherin Katrin Wiesner auf dpa-Anfrage bestätigte. Ziel sei es,
das Infektionsrisiko zu minimieren.

Auch die Regiomed-Kliniken mit Thüringer Standorten in Hildburghausen
und Sonneberg hatten diese Woche den Kreißsaal zur Tabuzone für Väter

erklärt - «um Mütter und Babys zu schützen», wie es hieß. Und a
uch um
die Geburtshilfe aufrecht zu erhalten. «Wenn unser Kreißsaalpersonal
plötzlich coronainfiziert wäre, dann müssten wir den Kreißsaal
schließen. Das darf nicht passieren», hatte der Leiter des
Regiomed-Hygieneinstituts, Klaus-Dieter Zastrow, erklärt. Inzwischen
wurde zurückgerudert: Wenn der Vater symptomfrei ist und in den
vergangenen zwei Wochen keinen Kontakt zu einer infizierten Person
hatte, darf er weiterhin seiner Partnerin bei der Geburt beistehen.

So ist es auch an anderen Thüringer Kliniken geregelt, etwa am Suhler
Zentralklinikum, dem Helios-Klinikum in Erfurt und dem Uniklinikum in
Jena. Änderungen seien vorerst nicht geplant, hieß es auf Anfrage. In
Jena etwa müssen Väter allerdings vor der Kreißsaaltür warten bis d
ie
Geburt wirklich unmittelbar bevorsteht. Am Robert-Koch-Krankenhaus in
Apolda dürfen Väter auch weiterhin in den Kreißsaal - «unter
Einhaltung strengster hygienischer Maßnahmen und in Absprache mit dem
Hebammen-Team». Besuche auf der Wochenstation nach der Geburt sind in
allen befragten Krankenhäusern aber derzeit tabu.

Die Entscheidung des Geraer Waldkrankenhauses - ähnliche Schritte
haben auch Kliniken in anderen Bundesländern eingeleitet - hat
emotionale Reaktionen ausgelöst. Auf Facebook findet sich zwar auch
Verständnis für diesen Schritt, viele Nutzer reagieren aber
ablehnend. «Diese Entscheidung ist zu tiefgreifend», heißt es in
einem Kommentar. Sie finde es unzumutbar für eine Frau, die ihr
erstes Kind bekomme, dies ohne Partner durchzustehen, schreibt eine
andere Nutzerin.

Die Klinik selbst betont, dass auch eine Gesundheitsabfrage der Väter
aufgrund der langen Inkubationszeit keine ausreichende Sicherheit
biete. Denn die Partner gingen oftmals weiter arbeiten und einkaufen
und könnten sich dabei infizieren. Dadurch ergebe sich für das
Personal und alle folgenden Patientinnen «ein zusätzliches unnötiges

Risiko». Zudem gebe es nicht genug Schutzausrüstung.