Britischer Premierminister Johnson positiv auf Coronavirus getestet

Er habe nur milde Symptome, sagt Premier Johnson in einer
Videobotschaft. Von zu Hause aus will er jetzt den Kampf gegen die
Coronavirus-Pandemie in seinem Land weiter anführen. Auch
Gesundheitsminister Matt Hancock ist infiziert.

London (dpa) - Der britische Premierminister Boris Johnson hat sich
mit dem Coronavirus angesteckt. Das teilte er am Freitag per
Kurznachrichtendienst Twitter mit. Er habe milde Symptome, Husten und
Fieber, entwickelt, sagte Johnson in einer Videobotschaft. Ein Test
sei positiv ausgefallen.

«Ich arbeite von zuhause, ich bin in Selbstisolation», sagte der 55
Jahre alte Politiker. Dank moderner Technik könne er weiterhin mit
seinem Top-Team kommunizieren, um den Kampf gegen die
Coronavirus-Pandemie in seinem Land anzuführen.

Kurz nach ihm erklärte auch Gesundheitsminister Matt Hancock, er sei
positiv auf das Virus getestet worden, doch auch er habe nur milde
Symptome. Am Abend kam dann noch der oberste Berater der Regierung in
Gesundheitsfragen, Chris Whitty hinzu. Er begebe sich wegen Symptomen
in Selbstisolation, schrieb er auf Twitter. Er werde die Regierung
trotzdem weiterhin beraten.

Ob sich noch weitere Kabinettsmitglieder und Regierungsmitarbeiter
angesteckt hatten, war zunächst unklar. Sollte Johnson wegen der
Erkrankung ausfallen, würde der BBC zufolge Außenminister Dominic
Raab an seine Stelle treten. Johnson zeigte sich trotz allem
optimistisch. «Wir werden es (das Virus) besiegen, wir werden es
gemeinsam besiegen», sagte der Premier.

Bereits am Mittwoch war bekannt geworden, dass sich auch Thronfolger
Prinz Charles mit dem Erreger Sars-CoV-2 infiziert hat. Doch auch bei
ihm sollen die Symptome mild sein. Mit seinen 71 Jahren gehört Prinz
Charles jedoch bereits zu einer Gruppe mit erhöhtem Risiko durch die
Lungenkrankheit Covid-19.

Königin Elizabeth II., die im kommenden Monat 94 Jahre alt wird, und
Prinz Philip (98) haben sich bereits vorsichtshalber auf Schloss
Windsor zurückgezogen. Die Queen sei weiterhin bei guter Gesundheit,
teilte der Palast am Freitag mit. Sie habe Johnson zuletzt am 11.
März gesehen und folge den entsprechenden Ratschlägen hinsichtlich
ihres Wohlergehens.

Wie das Gesundheitsministerium in London mitteilte, starben in
Großbritannien seit Donnerstag 181 Menschen an der Lungenkrankheit
Covid-19. Es war höchste Anstieg innerhalb von 24 Stunden bislang.
Die Zahl der Toten im dem Land stieg damit auf 758 an.

Rund 14 600 Menschen waren dort nachweislich mit dem Virus infiziert.
Die tatsächliche Zahl der Infizierten dürfte allerdings sehr viel
höher sein. Großbritannien hat bislang im Vergleich zu Deutschland
nur wenige Tests durchgeführt und lange mit der Einführung
drastischer Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie gezögert.

Ziel war es, auf diese Weise zu verhindern, dass der Ausbruch zu
stark unterdrückt wird und im Herbst mit voller Wucht zurückkehrt.
Von diesem Ansatz distanzierte sich die Regierung aber inzwischen und
korrigierte ihren Kurs. Aufgeschreckt wurde sie von einer Studie des
Imperial College in London. Die Forscher hatten ausgerechnet, dass
die ursprüngliche Strategie bis August 250 000 Menschen das Leben
kosten könnte. Ziel der Regierung ist es nun, die Zahl der Toten auf
etwa 20 000 zu begrenzen.

Unklar ist, ob sich auch die schwangere Verlobte Johnsons, Carrie
Symonds, angesteckt hat. Das gemeinsame Baby soll im Frühsommer auf
die Welt kommen. Johnson ist zweimal geschieden und wohnt seit der
Regierungsübernahme im vergangenen Juli mit der über 20 Jahre
jüngeren Ex-Medienberaterin der Konservativen Partei im Amtssitz in
der Londoner Downing Street. Johnson trennte sich 2018 von Marina
Wheeler. Mit ihr hat er vier Kinder.

Auch Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hatte sich am vergangenen
Sonntag in häusliche Quarantäne begeben, nachdem ein Arzt, der ihr
vorher eine Schutzimpfung gegeben hatte, positiv auf das Coronavirus
getestet worden war.

Die häusliche Corona-Quarantäne von Merkel wird noch mindestens bis
Anfang nächster Woche dauern. Auch beim zweiten Test auf das
neuartige Coronavirus sei bei Merkel keine Infektion festgestellt
worden, hatte ein Regierungssprecher am Mittwoch in Berlin
mitgeteilt. «Die Bundeskanzlerin arbeitet weiterhin aus der
häuslichen Quarantäne und wird sich Anfang der kommenden Woche erneut
testen lassen.»