NRW verschiebt Abiprüfungen - Schulöffnung am 20. April angepeilt

Die Schulen sind geschlossen und die Schüler büffeln zu Hause.
Angesichts der Corona-Krise gibt es nun einen neuen Termin für die
Abiprüfungen. Die Schulen sollen nach den Osterferien wieder öffnen.

Düsseldorf (dpa/lnw) - Die 88 000 angehenden Abiturienten in
Nordrhein-Westfalen bekommen mehr Zeit zur Vorbereitung auf die
Abschlussprüfungen. Der Beginn der Abiprüfungen wird um drei Wochen
vom 21. April auf den 12. Mai verschoben, wie Schulministerin Yvonne
Gebauer (FDP) am Freitag in Düsseldorf sagte. Damit solle dem
Unterrichtsausfall und den besonderen Umständen in der Corona-Krise
Rechnung getragen werden. «Die Prüfungen werden selbstverständlich
unter besonderer Berücksichtigung des Infektionsschutzes stattfinden.
Die Gesundheit unserer Lehrkräfte, Schülerinnen und Schüler hat für

uns oberste Priorität», betonte Gebauer.

Die seit knapp zwei Wochen geschlossenen Schulen in NRW werden nach
derzeitiger Einschätzung der Landesregierung voraussichtlich nach den
Osterferien wieder geöffnet. Sie gehe davon aus, dass die Schulen am
20. April wieder starten könnten, sagte Gebauer. Um die rasche
Ausbreitung des gefährlichen Coronavirus zu verlangsamen, hatte die
Landesregierung alle Schulen in NRW seit dem 16. März bis zum 19.
April geschlossen. Die Schüler sollen sich bis Ferienbeginn anhand
von online zugeschickten Aufgaben weiter mit dem Schulstoff befassen.
Der reguläre Einschulungstermin bleibe aus heutiger Sicht bestehen.

Eine Wahlmöglichkeit für ein Abitur mit oder ohne Prüfungen wird es
nach Worten von Gebauer in NRW nicht geben. Es gebe kein gerechteres
Abitur als jenes, das mit Prüfungen zustande komme, betonte die
Ministerin. Damit wandte sie sich gegen Forderungen der
Landesschülervertretung nach einer Wahlmöglichkeit, das Abitur mit
den Prüfungen abzulegen oder auf Grundlage der bisherigen Noten.

Da die Schulen im Kreis Heinsberg teilweise schon seit fünf Wochen
geschlossen seien, müssten dafür konkrete Lösungen gefunden werden,
sagte Gebauer. An Vorschlägen werde derzeit gearbeitet.

Für Schülerinnen und Schüler, die den Haupttermin nicht wahrnehmen
könnten, werde es im Anschluss einen zentralen Nachschreibetermin
geben. Durch einen stark verkürzten Korrekturzeitraum könnten die
Abiturzeugnisse dann, wie vorgesehen, spätestens bis zum 27. Juni
ausgegeben werden. Allerdings müsse auch der Brückentag nach Christi
Himmelfahrt für die Prüfungen genutzt werden, hieß es weiter.

Auch die Termine der Abschlussprüfungen an anderen Schulformen und in
anderen Jahrgangsstufen seien angepasst worden. Der Beginn der
Zentralen Prüfungen in Klasse 10 in den Fächern Mathematik, Englisch
und Deutsch an Haupt-, Real-, Sekundar- und Gesamtschulen sowie an
bestehenden G9-Gymnasien, Weiterbildungskollegs und in den
Schulversuchen Primus- und Gemeinschaftsschule würden in diesem
Schuljahr um fünf Tage verschoben. Die Prüfungen beginnen demnach
ebenfalls am 12. Mai. Die Prüfungsverfahren für 60 000 Schülerinnen
und Schüler in anderen Bildungsgängen der Berufskollegs müssten
ebenfalls neu terminiert und vor den Sommerferien umgesetzt werden.

NRW hatte sich in der Kultusministerkonferenz am Mittwoch für ein
Abitur mit Prüfungen trotz derzeitiger Schulschließungen in der
Corona-Krise stark gemacht. Die Gewerkschaften GEW und VBE begrüßten

vor diesem Hintergrund die dreiwöchige Verschiebung. Beide verwiesen
aber auf die großen Herausforderungen für Schüler wie Lehrer. «Hier

sind unkonventionelle Lösungen gefragt», erklärte GEW-Landeschefin
Maike Finnern. «Die Gesundheit aller muss stets an erster Stelle
stehen. Hier sind das Land und die Schulträger gefragt, die nötigen
Mittel zur Verfügung zu stellen, um Lehrkräfte und Schülerinnen und
Schüler ausreichend zu schützen», forderte VBE-Landeschef Stefan
Behlau.

Gebauer kündigte weitere Gespräche mit ihren Amtskollegen an, um
weitere Bundesländer für die Abi-Termine zu gewinnen. Auf diese Weise
könnte man sich aus einem gemeinsamen Aufgabenpool für die Prüfungen

bedienen. Ansonsten verfüge man auch über ausreichend eigene
Prüfungsaufgaben. Bayern habe sich allerdings schon festgelegt, erst
am 20. Mai mit den Abiprüfungen zu beginnen. Dort starten aber auch
die Sommerferien später als in NRW.