Historisch: erste Bürgermeisterwahl in Hessen als reine Briefwahl

Wildeck/Wiesbaden (dpa/lhe) - In der osthessischen Gemeinde Wildeck
findet eine historische Bürgermeisterwahl statt. Es ist der erste
Urnengang ohne Stimmabgabe in Wahllokalen, das Ergebnis wird am
Sonntag nur anhand der Briefwahl ermittelt. Angeordnet hat dies wegen
der Corona-Krise der Landkreis Hersfeld-Rotenburg, wie ein
Behördensprecher in Bad Hersfeld mitteilte. Die Grundlage für den
ungewöhnlichen Schritt gibt das Infektionsschutzgesetz.
Menschenansammlungen sollen schließlich vermieden werden, wie
Gemeindewahlleiter Hans-Jürgen Löffler in Wildeck sagte.

Die Abstimmung in Wildeck ist am Sonntag die einzige Direktwahl in
Hessen - und eine geschichtsträchtige dazu. «Die Durchführung einer
Hauptwahl ausschließlich als Briefwahl hat es bisher in Hessen nach
unserer Kenntnis noch nicht gegeben», sagte ein Sprecher des
hessischen Innenministeriums am Freitag in Wiesbaden auf Anfrage. Da
die Wahlvorbereitungen weit fortgeschritten gewesen seien, habe man
sich dazu entschieden, die Wahl durchzuziehen und nicht zu
verschieben - auch aus rechtlichen Gründen. Vor kurzem hatte das Land
mitgeteilt, dass Direktwahlen in 49 Kommunen verlegt werden. Die für
den Zeitraum vom 26. April bis 25. Oktober vorgesehenen Wahlen werden
frühestens ab dem 1. November stattfinden.

Die Wahl in Wildeck ist gut angelaufen. Die Briefwahl werde von der
Bevölkerung gut angenommen, sagte Löffler. Bis zum Freitagvormittag
seien rund 1600 Stimmen eingegangen. Bis Sonntag 18.00 Uhr besteht
die Möglichkeit, die Briefwahlunterlagen einzuwerfen. Wahlberechtigt
sind mehr als 4100 Bürger. Auf weitere Änderungen muss sich Wildeck
wahrscheinlich nicht einstellen. Amtsinhaber Alexander Wirth ist
einziger Kandidat. Der 50 Jahre alte parteilose Verwaltungschef will
sich für eine zweite Amtszeit bestätigen lassen.