Ex-Werder-Coach Schaaf zweifelt an Veränderungen: «Sage nur Enke»

Bremen (dpa) - Der langjährige Bundesliga-Trainer Thomas Schaaf
zweifelt daran, dass sich die Gesellschaft und der Profi-Fußball
durch die Corona-Krise wirklich verändern. Zwar sei es unabdingbar,
aus dieser Situation Rückschlüsse zu ziehen. In der Vergangenheit sei
das aber auch nur selten geschehen. «Ich sage nur: Robert Enke ...»,
sagte Schaaf am Freitag in einem Interview des Online-Portals
«Sportbuzzer». «Ich kann mich noch sehr gut an die Situation
erinnern, als viele von uns in Hannover im Stadion gesessen haben, um
uns von Robert Enke zu verabschieden. Jeder war sehr betroffen, jeder
hat gesagt "Jetzt muss sich etwas ändern"», erinnerte sich Schaaf.

Zwar habe es danach auch Fortschritte gegeben, wirklich nachhaltig
sei das aber nicht gewesen. Sonst sei es nicht möglich, «dass Spieler
mit dem Tod bedroht werden, wie es kürzlich Hanno Behrens und Lukas
Mühl vom 1. FC Nürnberg widerfahren ist», sagte Schaaf. Enke hatte
sich vor zehn Jahren das Leben genommen.

Der Profifußball müsse vor allem seinen pickepackevollen Kalender
hinterfragen. «Wir alle haben jetzt gemerkt, wie zerbrechlich das
System Profifußball ist. Und uns ist eindrucksvoll vor Augen geführt
worden, dass wir keinerlei Reserven mehr haben», sagte Schaaf, der
heute als Technischer Direktor von Werder Bremen arbeitet. Für seinen
Club sei die aktuelle Phase «eine bedrohliche Situation».