Studie: Weltweit 40 Millionen Corona-Tote ohne Gegenmaßnahmen

London (dpa) - Ohne Gegenmaßnahmen hätte die Coronavirus-Pandemie dem
Imperial College in London zufolge in diesem Jahr mehr als 40
Millionen Menschen weltweit das Leben kosten können. Das geht aus
einer Studie hervor, die am Donnerstagabend veröffentlicht wurde. Die
Forscher spielten dabei in einem mathematischen Modell mehrere
Szenarien durch. Im schlimmsten Fall hätten sich demnach sieben
Milliarden Menschen, also beinahe die gesamte Menschheit, innerhalb
dieses Jahres mit dem Erreger Sars-CoV-2 infiziert.

Daher fordern die Forscher weltweit frühe Maßnahmen zur Unterdrückung

der Pandemie, wie sie in vielen Ländern bereits ergriffen wurden. Nur
so sei eine Überforderung der Gesundheitssysteme zu verhindern.
«Schnelle, entschiedene und kollektive Maßnahmen von allen Ländern
sind notwendig, um die Folgen dieser Pandemie zu begrenzen», sagte
Professorin Azra Ghani, eine der Autorinnen der Studie. Entscheidend
seien Tests, die Isolierung Infizierter und soziale Distanzierung.

Um die Bedeutung dieser Maßnahmen deutlich zu machen, spielen die
Forscher drei Szenarien durch. Würden alle Länder harte Maßnahmen zu

einem Zeitpunkt ergreifen, bei dem es erst 0,2 Corona-Tote pro
100 000 Einwohnern gibt, könnten 95 Prozent der Todesfälle verhindert

und 38,7 Millionen Menschenleben gerettet werden, heißt es in dem
Bericht. Würden die Maßnahmen erst bei einer Zahl von 1,6 Toten pro
100 000 Einwohner eingeführt, sinke die Zahl der geretteten Leben
jedoch auf 30 Millionen.

Das bedeutet aber auch, dass die Forscher noch in diesem Jahr mit
mindestens knapp zwei Millionen Toten weltweit rechnen. Allein in
Europa und Zentralasien erwarten sie 280 000 Sterbefälle durch die
Coronavirus-Pandemie.

Mit schwächeren Maßnahmen wie einer Strategie zur Verlangsamung der
Pandemie und Abschirmung der älteren Bevölkerung seien 20 Millionen
Tote durch die Lungenkrankheit Covid-19 zu erwarten, hieß es in dem
Bericht. Besonders hart dürfte es in diesem Szenario Länder mit
niedrigem Durchschnittseinkommen treffen, dort rechnen die Experten
damit, dass die maximale Auslastung der Gesundheitssysteme dann um
ein 25-faches übertroffen werden könnte. Doch auch in reichen Ländern

würden es sieben Mal mehr Patienten geben, als behandelt werden
können.

Die Forscher warnen aber auch, dass die Maßnahmen zur Unterdrückung
der Pandemie hohe wirtschaftliche und soziale Kosten haben wird, vor
allem in Ländern mit niedrigen und mittleren Durchschnittseinkommen.