Reker warnt in Debatte um Kontaktverbot vor Spaltung der Gesellschaft

Köln (dpa/lnw) - Die Kölner Oberbürgermeisterin Henriette Reker
(parteilos) hat sich entschieden gegen Vorschläge gewandt, zum Schutz
vor der Ausbreitung des Coronavirus nur ältere Menschen und
Risikogruppen zu isolieren. «Das ist eine zynische Sicht der Dinge -
und sie ist obendrein falsch», schrieb Reker am ersten Tag nach ihrer
eigenen häuslichen Quarantäne in einem Gastbeitrag für den «Kölne
r
Stadt-Anzeiger» (Freitag). Die alleinige Isolation älterer Menschen
führe zu einer Spaltung der Gesellschaft, die sie zutiefst ablehne.

«Wir dürfen nicht den Fehler machen die Gesellschaft zu spalten, das
Durchschnittsalter der Corona-Toten auf inhumane Weise zu
instrumentalisieren oder die Verantwortung, sich nicht zu infizieren,
den Menschen mit erhöhtem Risiko zu überlassen», forderte Reker. «W
ir
dürfen nicht zulassen, dass verschiedene Gruppen gegeneinander
ausgespielt werden: Risikogruppen und Wirtschaft, Junge und Alte,
Kranke und Gesunde.»

Die Politiker müssten sehr genau darauf achten, wie lange der
Gesellschaft welche Einschränkungen zugemutet werden könnten und
welche Alternativen es gebe. «Unser Kompass hierfür muss aber sein:
Solidarität - von allen, für alle.»

Dagegen sprach sich der Vorsitzende der Bundesarbeitsgemeinschaft der
Seniorenorganisationen (BAGSO), Franz Müntefering, für
«differenzierte Lösungen» aus. Dem RedaktionsNetzwerk Deutschland
(RND, Freitag) sagte der frühere Bundesarbeitsminister und
SPD-Vizekanzler: «Es kann zu einem späteren Zeitpunkt durchaus
berechtigt sein, dass die Öffnung der Gesellschaft mit
unterschiedlichem Tempo geschieht, zum einen, um Wirtschaft und
Bildungswesen schnell wieder in Gang zu setzen und die
wirtschaftlichen Folgen der Krise zu minimieren, aber auch um den
Schutz verletzlicher Gruppen bestmöglich zu gewährleisten.»