Corona-Hotspot Ischgl? Verbraucherschützer sammelt Hinweise

Ischgl (dpa) - Die Kritik am Land Tirol und vor allem dem beliebten
Wintersportort Ischgl als mögliche Keimzellen des Coronavirus reißt
weiterhin nicht ab. Ein österreichischer Verbraucherschützer hat nach
eigenen Angaben inzwischen 400 Zuschriften von Menschen gesammelt,
die glauben, sich in Tirol mit Sars-CoV-2 infiziert zu haben. «Den
Schwerpunkt bilden derzeit deutsche Urlauber mit 356 Meldungen.
Bislang betreffen rund 90 Prozent der Meldungen Ischgl und das
Paznauntal» teilte Peter Kolba vom Verbraucherschutzverein VSV am
Freitag mit. Die Zuschriften sammelt er seit Mittwoch.

Kolba hatte Anfang der Woche zunächst Tirols Landeschef Günther
Platter, Landesräte, Bürgermeister und Seilbahngesellschaften bei der
Staatsanwaltschaft angezeigt. Diese teilte aber mit, dass sie auf der
Grundlage von gesammelten Medienberichten keine Ermittlungen
einleiten werde. Daher wolle er nun Zeugen und die Schilderungen von
Betroffenen anbieten, «die den Verdacht, dass aus kommerziellen
Gründen die Schließung der Ski-Gebiete verzögert wurde, verstärken
»,
erklärte Kolba.

Das Land Tirol wird seit Tagen dafür kritisiert, im Kampf gegen das
Coronavirus den Skibetrieb nicht schnell genug eingestellt zu haben.
Vor allem Ischgl rückte in den Fokus, weil dort ein Barkeeper einer
beliebten Après-Ski-Bar Anfang März positiv auf das Virus getestet
wurde und zuvor zahlreiche Gäste angesteckt haben könnte. Inzwischen
ermittelt die Staatsanwaltschaft zum Verdacht, dass der positive
Coronavirus-Test einer Mitarbeiterin eines weiteren Ischgler
Gastronomiebetriebes Ende Februar nicht den Behörden gemeldet wurde.