Ministerin: Viele tausend Touristen in Südafrika gestrandet

Johannesburg (dpa) - Nach dem Inkrafttreten einer weitreichenden
dreiwöchigen Ausgangssperre in Südafrika am Freitag sind Tausende
Touristen gestrandet. «Es gibt viele, viele Tausend Touristen aus
diversen Ländern - vor allem solchen, die wir als Hochrisikoländer
eingestuft haben», sagte die für internationale Beziehungen
zuständige Ministerin Naledi Pandor im TV-Sender eNCA. Dazu zählen
auch Deutschland, Italien, China oder Frankreich.

Der Kleinbus einer deutschen Urlaubergruppe war am frühen Morgen vor
laufenden TV-Kameras in Johannesburg gestoppt worden, bevor sie nach
rund einstündiger Wartezeit zu einem Krankenhaus eskortiert wurden.

Dabei handelte es sich nach Angaben des deutschen Botschafters Martin
Schäfer um Urlauber im Alter von 60 Jahren und älter, die seit dem 6.
März in der Region um Kapstadt unterwegs waren. Unmittelbar vor ihrem
Rückflug hatten sie dann erfahren, dass er gestrichen worden war. Im
TV-Sender eNCA sagte er: «Damit saßen sie in Johannesburg fest und
versuchten ihr Bestes, um eine Unterkunft zu finden und wie 7000,
vielleicht sogar 10 000 andere Deutsche nach Hause zu kommen.»

Zwei Tage zuvor war ein Mitglied der Gruppe positiv getestet worden;
als die übrigen 13 Urlauber zu einem Coronavirus-Test aufgefordert
wurden, begann eine fast zwölfstündige Irrfahrt. «Sie wurden dann
getestet und an einer Straßensperre in Johannesburg festgesetzt»,
sagte Schäfer.

Laut Ministerin Pandor wird die Gruppe nun in Quarantäne bleiben:
«Sie in ihre Heimat zurückzuschicken, würde unsere Besatzungen und
unser Grenzpersonal Risiken aussetzen.» Viele europäische Botschaften
versuchten, per Sondergenehmigung die Ausreise ihrer Landsleute zu
organisieren. Pandor schloss eine solche Möglichkeit nicht aus.

Seit vor drei Wochen der erste Coronavirus-Fall registriert wurde,
steigen die Infektions-Zahlen rasant. Der Kap-Staat gab am Freitag
seine ersten Covid-19-Todesfälle bekannt: zwei Frauen im Alter von 28
und 48 Jahren aus der Tourismusregion Western Cape. Die Zahl der
Infizierten habe nun die 1000er-Marke überschritten, teilte das
Gesundheitsministerium mit. Die Ausgangssperre wird von der Polizei
und Armee durchgesetzt; sie sieht die Einstellung des kommerziellen
Zug- und Flugbetriebs, die Schließung aller Landgrenzen für den
Personenverkehr sowie ein Anlegeverbot für Kreuzfahrtschiffe vor.

Für das Verlassen der Wohnungen sind nur lebensnotwendige Einkäufe
oder medizinische Gründe erlaubt. Die Restriktionen sehen drastische
Strafen für Verbreiter von Falschinformationen und Menschen vor, die
sich trotz Infizierung nicht an Quarantänevorschriften halten. In dem
sozial tief gespaltenen Land mit seiner offiziellen Arbeitslosenquote
von rund 30 Prozent leben viele Menschen in Armenvierteln dicht an
dicht. Viele Südafrikaner haben Vorerkrankungen durch Tuberkulose
oder HIV.