Mehr Corona-Nachweise in den USA als in China - Trump spricht mit Xi

Mehrfach hat der US-Präsident von einem «chinesischen Virus»
gesprochen und dafür Kritik geerntet. Im Gespräch mit seinem
Amtskollegen Xi Jinping gibt er sich dagegen zahm. Die Lage in den
USA wird inzwischen immer dramatischer.

Washington/Peking (dpa) - Die USA haben nach Angaben von US-Experten
inzwischen mehr bekannte Coronavirus-Infektionen als jedes andere
Land der Welt. In den Vereinigten Staaten gab es bis Freitagfrüh mehr
als 85 900 bekannte Infektionen, in China mehr als 81 700 und
in Italien mehr als 80 500, wie aus einer Übersicht der
Johns-Hopkins-Universität in den USA hervorgeht. US-Präsident Donald

Trump telefonierte nach eigenen Angaben mit dem chinesischen
Präsidenten Xi Jinping und hob die gute Zusammenarbeit im Kampf gegen
die Corona-Pandemie hervor.

«China ist schon weit vorangekommen und hat ein großes Verständnis
des Virus entwickelt. Wir arbeiten eng zusammen. Großer Respekt!»,
schrieb Trump auf Twitter. In der zentralchinesischen Provinz Hubei
war das neue Virus Sars-CoV-2 Ende vorigen Jahres zuerst aufgetreten.
Inzwischen gibt es in China laut offiziellen Angaben kaum noch
Neuerkrankungen. In den USA hat deren Zahl zuletzt dagegen dramatisch
zugenommen - bis zum Freitagmorgen wurden 1296 Tote gemeldet - die
meisten in New York.

Auch Xi Jinping rief in dem Gespräch zum gemeinsamen Kampf gegen das
Virus aus. «Nur wenn die internationale Gemeinschaft zusammen
reagiert, kann es besiegt werden», sagte der Staatschef dem
chinesischen Staatssender CCTV zufolge. Auch bot Xi Jinping den USA
Unterstützung an. «China versteht die derzeit schwierige Situation
der Vereinigten Staaten und ist bereit, im Rahmen seiner
Möglichkeiten Unterstützung zu leisten», sagte er.

Das Telefonat zwischen Trump und Xi Jinping folgte auf
zwei außerordentliche Konferenzen der G20- und G7-Staatengruppen in
den vergangenen Tagen, in denen über die Pandemie beraten wurde. 

Die G7-Außenminister konnten sich am Mittwoch nicht auf eine
gemeinsame Erklärung einigen, nachdem die USA schon in den
Vorgesprächen darauf bestanden hatten, in einer möglichen
Abschlusserklärung die chinesische Herkunft des Virus zu betonen. Der
US-Chefdiplomat Mike Pompeo hatte bei seinem Auftritt wiederholt vom
«Wuhan-Virus» gesprochen und betonte, die Pandemie habe in der
chinesischen Stadt Wuhan begonnen. Auch Trump hatte zuvor immer
wieder den Begriff «chinesisches Virus» benutzt, was ihm Kritik
einbrachte. 

Unterdessen kündigte China am Donnerstag an, die Einreise von
Ausländern auszusetzen, um die Zahl der importierten
Coronavirus-Fälle einzudämmen. Peking kündigte auch an, dass es
sowohl ausgehende als auch eingehende internationale Flüge stark
einschränken werde.

Wie die Pekinger Gesundheitskommission am Freitag mitteilte, wurden
55 weitere Erkrankungen bei Menschen nachgewiesen, die nach China
eingereist sind. Insgesamt zählt China damit bereits knapp 600
solcher Fälle. 

Wie aus den offiziellen Zahlen der Gesundheitskommission vom Freitag
hervorging, gab es erneut keine lokalen Erkrankungen. In der
zentralchinesischen Provinz Hubei, von wo das Virus Sars-CoV-2 sich
ab Ende 2019 weltweit auszubreiten, starben jedoch weitere fünf
Menschen.  

Weltweit gibt es inzwischen mehr als eine halbe Million bestätigte
Infektionen mit dem Virus Sars-CoV-2.