Mundschutz-Knappheit: Sonneberg ruft zum Selbstschneidern auf

In der Spielzeugstadt Sonneberg haben die Menschen Erfahrung mit
Do-it-Yourself. Das soll ihnen nun angesichts der Corona-Krise
helfen. Das Ziel: alle Einwohner mit Atmenschutzmasken versorgen.

Sonneberg (dpa/th) - Wegen der Corona-Pandemie sollen in Sonneberg
alle rund 23 000 Einwohner einen Mundschutz erhalten. Weil aber auf
dem Markt kaum Masken erhältlich seien, hat die Stadt die Einwohner
aufgerufen, selbst ihr Können unter Beweis zu stellen und den Schutz
für sich und andere zu schneidern. «Bis Ostern soll jede und jeder
Sonneberger zumindest einen Mund-Nase-Schutz sein Eigen nennen»,
sagte Bürgermeister Heiko Voigt (parteilos). Die Stadt profitiere
dabei von ihrer Geschichte als Spielzeugstadt und der Heimarbeit:
«Viele haben die Fertigkeiten und die nötigen Geräte ohnehin
Zuhause.» Auf der Homepage der Stadt gibt es dazu eine Anleitung und
ein Schnittmuster zum Download.

«Wenn jeder, der eine Nähmaschine hat, nach verwendbaren Stoffen
schaut und für sich und sein persönliches Umfeld näht, dann sollte
unser Ziel erreichbar sein», erklärte Voigt. Im Rathaus gibt es schon
zwei Spendenboxen für selbstgeschneiderte Masken und für Stoff. Die
gesammelten Masken werden gereinigt, desinfiziert und sollen nach und
nach an alle über 70 Jahre alten Sonneberger verschickt werden.
Zusätzlich lässt die Stadt in einem ortsansässigen Unternehmen 1000
Masken kommerziell anfertigen, die an den örtlichen Pflegedienst
verteilt werden.

Auch von Seiten des Jobcenters gibt es Unterstützung: Ab kommender
Woche sollen Flüchtlingsfrauen im Rahmen von 1,50-Euro-Jobs ebenfalls
Masken nähen, sagte Bettina Langbein-Hopf, Geschäftsstellenleiterin
von p&s Praxis und Seminare, die den Einsatz organisiert. Die Masken
werden desinfiziert an Seniorenheime und die Stadt weitergegeben.

«Die Rückmeldungen sind bisher sehr positiv», sagte Stadtsprecher
Stefan Hinterleitner. In den kommenden Wochen könnten die
Schnittmuster daher auch auf nicht-digitalem Weg an die Einwohner
ausgegeben werden, um auch Senioren zu erreichen, die keinen Zugang
zum Internet haben. Die Wirksamkeit von Atemschutzmasken zur
Eindämmung des Coronavirus sind in Fachkreisen umstritten. Die Stadt
sieht in der Aktion neben einer sinnvollen Beschäftigung auch eine
Stärkung des zivilen Zusammenhalts.