Wegen Corona-Krise: Erfurt plant abgespecktes Krämerbrückenfest

Das Coronavirus hinterlässt erhebliche Spuren auch im Kulturleben. So
schraubt Erfurt vorsorglich einen Höhepunkt im Veranstaltungskalender
herunter. Optimistisch zeigt sie sich für andere Veranstaltungen und
will auch Kulturakteuren Erleichterung verschaffen.

Erfurt (dpa/th) - Die Corona-Epidemie hat sich bereits auf das für
Juni geplante größte Altstadtfest Thüringens ausgewirkt: Das
Krämerbrückenfest könne dieses Jahr nicht wie geplant stattfinden,
sagten Erfurts Oberbürgermeister, Andreas Bausewein (SPD), und der
Beigeordnete für Kultur, Tobias Knoblich, am Donnerstag in Erfurt.
Das mehrtägige Fest mit einem sonst umfangreichen Kulturprogramm
solle nun einen «Straßenfest-Charakter» tragen, erklärte Bausewein.

«Es wird etwas improvisiert werden müssen; es wird handgemacht und
für einen kleineren Publikumskreis sein», ergänzte Knoblich.

Hintergrund sind Vergabeentscheidungen. Um in Zeiten von durch die
Corona-Krise bedingten Unsicherheiten größere finanzielle Belastungen
zu vermeiden, habe sich die Stadt dazu entschlossen, keine Aufträge
für größere Bühnentechnik zu vergeben. In der Regel steht etwa eine

große Bühne auf dem Domplatz, wo zum Krämerbrückenfest besonders
bekannte Bands und Künstler auftreten.

Zu einem Zeitpunkt, zu dem nicht klar sei, ob das Fest überhaupt
stattfinden können, sollten keine teuren Verträge für Technik
abgeschlossen werden, erklärte Knoblich. Bislang geht Bausewein davon
aus, dass die aktuellen Beschränkungen für das öffentliche Leben zur

Eindämmung der Coronavirus-Epidemie in Erfurt Mitte Mai vorbei sein
werden. «Danach wünsche ich mir einen Ausbruch der Lebensfreude.»

2019 kamen zwischen 110 000 und 130 000 zum Festwochenende in die
Landeshauptstadt. Dieses Jahr ist das Krämerbrückenfest bislang für
den Zeitraum vom 19. bis 21. Juni angesetzt. Am 21. Juni sollen mit
der privat organisierten Fête de la Musique auch viele öffentliche
Konzerte in der Stadt zu hören sein. Denkbar sei etwa, die Fête und
das Krämerbrückenfest zu verbinden, erklärte Knoblich.

Bei der Mitte Mai angesetzten Langen Nacht der Museen ist schon eine
komplette Terminverschiebung klar: Sie solle mit den Denkmaltagen
Anfang September verknüpft werden, so Bausewein. Auch Weimar kündigte
am Donnerstag an, die dortige Lange Nacht der Museen zu verschieben.

Dagegen geht Erfurt bislang davon aus, dass die vom 10. Juli bis zum
2. August geplanten Domstufen-Festspiele des Theater Erfurts
uneingeschränkt stattfinden können. «Die Domstufen-Festspiele helfen

uns auch wirtschaftlich extrem», betonte Knoblich. Das Theater,
dessen Träger die Stadt ist, ist wie andere Kultureinrichtungen wegen
der Corona-Krise geschlossen.

Kulturakteuren deren von der Stadt geförderten Projekte wegen der
Corona-Situation platzen, wolle man entgegenkommen, sagte Knoblich.
So würden bereits angefallene Kosten anerkannt werden, auch könnten
Projekte ins kommende Jahr verschoben werden, ohne dass eine
Mittelkürzung zu befürchten sein. Als Beispiel verwies Knoblich auf
die Thüringer Bachwochen, die komplett abgesagt werden mussten.
Einzelne Veranstaltungen aus dem Festival seien bereits auf 2021
geschoben worden.