Debatte um Tegel-Schließung: Bund hat Bedenken

Es ist recht ruhig geworden für mehrere 100 000 Anwohner in der
Einflugschneise des Flughafens Tegel. Über ihren Häusern sind kaum
noch Flugzeuge unterwegs. Es könnte noch richtig still werden.

Berlin (dpa) - Im Bundesverkehrsministerium gibt es starke Vorbehalte
gegen eine vorübergehende Schließung des Flughafens Tegel. Wie die
Deutsche Presse-Agentur am Donnerstag aus Regierungskreisen erfuhr,
drängt der Bund darauf, beide Berliner Flughäfen offen zu halten.
Grund sei, grundsätzlich die Infrastruktur funktionsfähig zu halten -
vor allem auch für Frachtflüge und Urlaubsrückkehrer. Der Bund hält

Anteile an der Flughafengesellschaft und ist im Aufsichtsrat
vertreten.

Berlin hat neben Tegel noch den kleinen Flughafen Schönfeld in
Brandenburg an der südöstlichen Stadtgrenze. Die Fluggastzahlen sind
um 90 Prozent eingebrochen. Pro Tag gibt es insgesamt rund 100 Starts
und Landungen, allein in Schönefeld ließe sich das Dreifache
abfertigen.

Im Berliner Senat gibt es deshalb Überlegungen, den Flughafen Tegel
vorübergehend zu schließen. Ein Antrag dazu wurde bei Berlins
Luftfahrtbehörde aber noch nicht gestellt, wie die
Senatsverkehrsverwaltung mitteilte.

Die Betreiber hatten die Option vor einigen Tagen ins Gespräch
gebracht, Berlins Finanzsenator Matthias Kollatz (SPD) trieb die Idee
dann voran. «Also ich werde hier nicht das Versprechen abgeben, dass
zum Beispiel Tegel oder eine andere Betriebsstätte des Flughafens
nicht temporär geschlossen wird», sagte Kollatz am Mittwoch im
Hauptausschuss des Abgeordnetenhauses. Aus Fraktionskreisen hieß es,
es werde geprüft, wie schnell die Flughafengesellschaft von der
sogenannten Betreiberpflicht entbunden werden könne.

Das Land Berlin hält wie Brandenburg 37 Prozent an der
Flughafengesellschaft, den Rest hält der Bund. Tegel soll nach der
geplanten Eröffnung des neuen Hauptstadtflughafens BER ohnehin im
November geschlossen werden. Aus der Berliner FDP kam Kritik an den
Überlegungen, den Flughafen jetzt schon vorübergehend vom Netz zu
nehmen. Die Partei kämpft seit Jahren dafür, Tegel parallel zum
BER in Betrieb zu lassen. Es sei sinnvoller, Schönefeld stillzulegen,
argumentierte der Abgeordnete Stefan Förster.

Aufsichtsratschef Rainer Bretschneider hatte noch am Montag erklärt,
im Moment stehe die Entscheidung nicht an. Man sei aber in der
Absprache mit den Luftfahrtbehörden, um in den nächsten Wochen einen
der beiden Flughäfen zu schließen. Die Flughafengellschaft selbst
habe eine Betriebspflicht, nur die Behörden könnten die Schließung
verfügen.