Pharmabranche fordert mehr Rückendeckung in Corona-Krise

Frankfurt/Berlin (dpa) - Die deutsche Pharmaindustrie hat mehr
Rückendeckung von der Politik gefordert, um in der Corona-Krise die
Produktion und den Standort zu sichern. Als Reaktion auf die Pandemie
solle die Branche als systemrelevant eingestuft werden, erklärte der
Bundesverband der Pharmazeutischen Industrie (BPI) am Donnerstag in
Berlin. Das würde den Beschäftigten volle Bewegungsfreiheit geben.

Zudem müssten die Pharma-Unternehmen in die Beschaffung von
Schutzkleidung einbezogen werden, hieß es in einem Brief an
Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU). Fehlten nötige
Schutzkleidung und Desinfektionsmittel, drohten
Produktionseinschränkungen. Ferner seien mehr Corona-Tests nötig, um
wichtiges Personal in Produktion und Qualitätskontrolle nach
Verdachtsfällen «freizuprüfen» oder bei milden Symptomen Infektione
n
auszuschließen. Mitarbeiter in versorgungskritischen Bereichen etwa
in Praxen und Kliniken müssten vorrangig getestet werden.

Gerade in der Krise gelte es, die Pharma-Branche zu stärken. «Wir
sind bei der Versorgung der Menschen in unserem Land zu stark von
außereuropäischen Standorten abhängig», sagte BPI-Vorstandschef
Martin Zentgraf mit Blick auf die Debatte um Arznei-Engpässe.

Das Bundeswirtschaftsministerium erklärte, man messe der
Pharmaindustrie eine «sehr hohe Bedeutung» bei. Lieferengpässe und
Versorgungssicherheit würden seit längerem gemeinsam mit der Branche
angegangen. Einen Branchendialog habe man im Februar gestartet.

Da Wirkstoffe etwa für Antibiotika stark in Indien und China
produziert werden, stockt es bei Produktionsunterbrechungen oder
Arznei-Verunreinigungen schnell in der Lieferkette. Engpässe bei
Arzneien gibt es schon länger. Im Zuge der Corona-Krise mehrten sich
zuletzt aber Rufe, die Pharmaproduktion in Europa auszubauen.