100 Millionen Euro aus Digitalpakt Schule für Online-Plattformen

Für die «Verbesserung der digitalen Bildungsinfrastruktur» in
Deutschland stehen fünf Milliarden Euro zur Verfügung. Davon sollen
jetzt 100 Millionen Euro in die Hand genommen werden, um die in der
Corona-Krise so wichtigen Online-Plattformen auszubauen.

Berlin (dpa) - Aus dem Digitalpakt Schule sollen 100 Millionen Euro
kurzfristig für den Auf- und Ausbau von Online-Lernplattformen
bereitgestellt werden. Darauf haben sich die Länder und das
Bundesbildungsministerium am Donnerstag geeinigt. «Mit diesen Mitteln
können die Länder den schnellen Aufbau der Infrastruktur und die
Ausweitung des digitalen Unterrichts in Zeiten bundesweit
geschlossener Schulen umsetzen», heißt es in einer gemeinsamen
Erklärung der Kultusministerkonferenz (KMK) und des
Bundesbildungsministeriums.

Bundesbildungsministerin Anja Karliczek (CDU) erklärte, digitales
Lernen und Lehren sei in diesen Tagen eine gute Möglichkeit, für
Schülerinnen und Schüler Unterrichtsausfälle abzufedern. «Diese
Formen des Unterrichts sollen jetzt zügig stark ausgeweitet werden.
Deshalb werden wir kurzfristig Gelder aus dem Digitalpakt Schule
bereitstellen.»

Die Präsidentin der Kultusministerkonferenz und rheinland-pfälzische
Bildungsministerin, Stefanie Hubig (SPD), betonte, die bundesweiten
Schließungen von Schulen seien notwendig, um die Verbreitung des
Coronavirus zu verlangsamen. «Unseren Schülerinnen und Schülern
müssen wir trotzdem bestmögliche Bildungsangebote machen.» Mit der
Entscheidung wolle man jetzt die Rahmenbedingungen für digitale
Angebote an Schülerinnen und Schüler schnell und unbürokratisch
verbessern. «Weil alle Länder gleichermaßen vor dieser Aufgabe
stehen, wollen wir Mittel aus dem Digitalpakt Schule nutzen, um
länderübergreifende Synergieeffekte zu erzielen.»

Der Digitalpakt war am 17. Mai 2019 in Kraft getreten. Vorausgegangen
war ein langer Streit zwischen Bund und Ländern, weil das Grundgesetz
geändert werden musste, damit der Bund das Geld zur Verfügung stellen
darf. In Bildungsfragen darf er den Ländern normalerweise nicht
reinreden. Bis 2024 stellt der Bund mit dem Pakt fünf Milliarden Euro
für die Digitalisierung von Deutschlands Schulen bereit. Hinzu kommt
ein Eigenanteil der Bundesländer von 555 Millionen Euro.

Die Schulträger können beim jeweiligen Land Fördermittel beantragen.

Davon sollte nach dem bisherigen Konzept vor allem die Ausrüstung an
den Schulen selbst finanziert werden, also beispielsweise interaktive
Tafeln, Computer oder eine schnelle und kabellose Internetverbindung
für die Schule. Ist die digitale Infrastruktur an einer Schule
gegeben, können auch Klassensätze mit mobilen Endgeräten, etwa
Tablets, angeschafft werden. Nun sollen auch landesweite
Online-Plattformen oder die Beschaffung digitaler Lerninhalte
gefördert werden.

Auf einer Pressekonferenz des Digitalverbandes Bitkom kritisierte
Bitkom-Präsident Achim Berg, dass sich die Länder bislang nicht auf
eine gemeinsame Online-Plattform für Lehre und Lernen hätten einigen
können. «Eine Plattform ist umso stärker, je mehr sich daran
beteiligen. Und die Starken werden mit Sicherheit siegen.»

An den über 32 000 allgemeinbildenden Schulen in Deutschland werden
derzeit höchst unterschiedliche Systeme eingesetzt, um einen
digitalen Unterricht anzubieten. Hubig sagte, die Zugriffe auf die
Bildungsserver seien nach der Schließung der Schulen massiv
gestiegen. «In Rheinland-Pfalz sehen wir, dass die Last, die auf den
Servern liegt, in den letzten Tagen um das Zwanzigfache angestiegen
ist.» Geklärt werden müssten nun aber nicht nur technische Fragen.
«Wie geht es mit digitaler Feedbackkultur? Wie geht es mit digitalen
Leistungsnachweisen?» Man erlebe nun einen «Stresstest der besonderen
Art».

Schon vor der Schließung der Schulen in Deutschland sahen die meisten
Schüler den fehlenden Einsatz digitaler Medien als das dringlichste
Problem an ihrer Schule. In einer repräsentativen Umfrage des Bitkom,
die im Januar und Februar durchgeführt wurde, befürworteten sechs von
zehn (59 Prozent) Schülerinnen und Schüler diese Aussage. Auch eine
schlechte technische Ausstattung wurde von mehr als der Hälfte (56
Prozent) beklagt. Erst danach kommen andere Probleme wie
Unterrichtsausfall (42 Prozent), überfüllte Klassen (38 Prozent) und
baufällige Schulgebäude (18 Prozent).