) Hannover Messe und Twenty2X fallen aus

Es ist ein Novum in der 73-jährigen Geschichte der Hannover Messe:
Die weltgrößte Industrieschau fällt wegen des Coronavirus aus. Die
Veranstalter haben sich aber ein Ersatzprogramm überlegt.

Hannover (dpa) - Die Hannover Messe als größte Industriemesse der
Welt fällt dieses Jahr wegen des Coronavirus aus.
Einreisebeschränkungen, Kontaktverbote und eine Verfügung der Region
Hannover machten die Ausrichtung unmöglich, teilte die Deutsche Messe
am Donnerstag mit. Vor drei Wochen war die ursprünglich für Ende
April geplante Messe bereits auf Mitte Juli verschoben worden. Nun
findet das Branchentreffen, für das rund 6000 Aussteller aus 70
Ländern angekündigt waren, erst 2021 wieder statt.

«Unsere Aussteller und Partner sowie das gesamte Team haben mit allen
Kräften für die Durchführung gekämpft», sagte Messe-Chef Jochen
Köckler. «Heute müssen wir aber einsehen, dass die Ausrichtung der
weltweit wichtigsten Industriemesse in diesem Jahr nicht möglich sein
wird.»

Niedersachsens Wirtschaftsminister Bernd Althusmann (CDU) sagte, die
Absage sei «leider alternativlos». Angesichts der Corona-Krise sei es
«mehr als unwahrscheinlich» gewesen, dass insbesondere Aussteller aus
den besonders von dem Virus betroffenen Ländern Italien, USA und
China in diesem Sommer nach Hannover gekommen wären.

Auch die IT-Messe Twenty2X in Hannover, die dieses Jahr ihre Premiere
feiern sollte, wurde abgesagt. Sie war zunächst von März auf Ende
Juni verschoben worden, dieser Termin ließ sich jetzt aber nicht mehr
halten. Die Premiere findet nun erst am 9. bis 11. März 2021 statt.

Nach Angaben der Veranstalter fällt die Hannover Messe zum ersten Mal
in ihrer 73-jährigen Geschichte aus. Als Ersatz für die Zeit bis zur
nächsten Auflage vom 12. bis 16. April 2021 soll ein digitales
Programm dienen. Unter anderem sind Livestreams mit Interviews,
Podiumsdiskussionen und Präsentationen geplant. «Der Bedarf an
Orientierung und Austausch ist besonders in Krisenzeiten wichtig»,
sagte Köckler. «Deshalb arbeiten wir gerade mit Hochdruck an einer
digitalen Informations- und Netzwerkplattform der Hannover Messe, die
wir schon in Kürze für unsere Kunden öffnen werden.»

Die Coronavirus-Krise trifft die deutsche Industrie heftig. Die
Umsätze gehen in vielen Bereichen spürbar zurück, zu den Folgen
zählen Lieferengpässe, Produktionsstopps und Kurzarbeit. «Die
Maschinenbauindustrie muss sich jetzt darauf konzentrieren, die
Folgen der Pandemie in den eigenen Betrieben abzufedern, um
anschließend wieder durchstarten zu können», sagte der
Hauptgeschäftsführer des Verbands Deutscher Maschinen- und Anlagenbau
(VDMA), Thilo Brodtmann.

Ein herber Schlag ist die Absage der Messe zudem für Hoteliers und
Gastronomen in Niedersachsen. Der Hauptgeschäftsführer des Verbands
Dehoga, Rainer Balke, hatte schon nach der Verschiebung von einem
«Super-Gau» für die regionale Branche gesprochen.

Zur Hannover Messe hatten sich auch IT-Konzerne wie Google, Amazon,
Huawei, SAP und Microsoft angemeldet. Partnerland sollte in diesem
Jahr Indonesien sein, dessen Präsident Joko Widodo zur Zeit der
Ausstellung Deutschland besuchen wollte.