Große Leere und manche Ungewissheit am Frankfurter Flughafen Von Eva Krafczyk, Isabell Scheuplein und Arne Dedert

Verwaiste Terminalhallen, kaum Reisende am Check-In-Schalter: Wer
derzeit am Flughafen Frankfurt unterwegs ist, erkennt den größten
deutschen Verkehrsflughafen kaum wieder.

Frankfurt/Main(dpa/lhe) - In Zeiten der Covid-19-Pandemie ändern sich
auch Begrüßungsrituale am Frankfurter Flughafen: Mit Blumenstrauß,
aber auch mit Gesichtsmaske und Forderungen, Abstand zu halten,
begrüßte eine junge Frau am Donnerstag ihre Eltern. Für das Ehepaar
aus dem Landkreis Darmstadt hatte der Mittelamerika-Urlaub ein
unerwartetes Ende genommen.

«Wir wollten eigentlich noch nach Panama, aber das hatte seine
Grenzen schon als erstes geschlossen», sagt der Mann, der seinen
Namen nicht nennen wollte. Von einer verfrühten Rückreise wegen der
Corona-Krise hätten sie in Nicaragua erfahren und seien dann
schnellstmöglich nach Costa Rica weitergereist: «Von Nicaragua kann
man nicht nach Europa reisen, sondern nur nach Amerika. Und da kommen
wir ja auch nicht rein.»

Der Urlaub sei mit einigen Einschränkungen verbunden gewesen, ergänzt
die Frau des südhessischen Urlaubers: «Die Nationalparks wurden alle
geschlossen, auch viele Restaurants und Hotelpools. In San José waren
noch viele deutsche Reisende, die auf eine Heimflugmöglichkeit
hoffen.»

Bei der Ankunft in Frankfurt hätten die Passagiere nur in
Kleingruppen zu etwa 20 Personen aussteigen dürfen, sagt ein anderer
Reisender. So sollte Gedränge an Einreiseschaltern und am Gepäckband
vermieden werden. Beim Einchecken in San José hätten die Passagiere
aber noch dicht an dicht gestanden, und auch im vollen Flieger sei
das mit dem Abstand auch nicht wirklich machbar gewesen, sagt der
Mittelamerika-Rückkehrer und zupft seine Schutzmaske zurecht.

Allein auf Schutzmasken und womöglich Handschuhe wollen einige
besonders vorsichtige Passagiere nicht setzen: In der Abflugebene
setzen sich drei Reisende in Ganzkörper-Schutzanzügen mit ihren
Rollkoffern in Bewegung. Sie dürften im Flugzeug zwar ungewöhnlich
rascheln, können sich aber wohl relativ sicher sein, nicht an der
Kleidung irgendwelche Viren aufzunehmen.

Eine lückenlose Kontrolle von Passagieren am Frankfurter Flughafen
auf Corona-Infektionen ist nach Auskunft des Gesundheitsamts weder
möglich noch sinnvoll. Teilweise kämen die Einreisenden aus Ländern,

in denen es viel weniger Erkrankte als in Deutschland gebe, sagt Udo
Götsch vom Frankfurter Gesundheitsamt. Die Pandemie sei bundesweit in
eine Phase eingetreten, in der das Virus innerhalb des Landes
weitergegeben und nicht mehr von außen hinein getragen werde.
Kontrollen und Untersuchungen gebe es, wenn Verdachts- oder
Krankheitsfälle gemeldet würden.

Bei Hinweisen, dass beispielsweise Passagiere von einem betroffenen
Kreuzfahrtschiff an Bord eines Flugzeugs seien, gingen die
Mitarbeiter des Gesundheitsamts in die Maschine und fragten, ob
jemand erkrankt sei. Passagiere aus Risikogebieten müssten
Aussteigekarten ausfüllen mit Angaben zu ihrem Gesundheitszustand,
Kontaktpersonen sowie Kontaktdaten. Ausgeben müssten diese die
Fluggesellschaften.

Ansonsten seien die Piloten gefragt, Verdachtsfälle zu melden.
Erkrankte Passagiere würden ins Krankenhaus gebracht, etwa die
Uni-Klinik Frankfurt. Nach Angaben der Stadt Frankfurt folgt man
damit Regeln, die für sogenannte IGV-Flughäfen international
festgelegt sind (Internationale Gesundheitsvorschriften).

Immer wieder erklingen auch an diesem Donnerstag
Lautsprecherdurchsagen, in denen Passagiere und Wartende aufgefordert
wurden, einen Mindestabstand von mindestens 1,5 Metern einzuhalten.
Am Flughafen herrscht fast überall ungewohnte Leere, Geschäfte und
Restaurantbetriebe waren bis auf wenige Ausnahmen geschlossen. Wegen
der Einreisebeschränkungen im Zusammenhang mit der Bekämpfung der
Pandemie nehmen die Passagierzahlen am größten deutschen Flughafen
weiter ab.

Auf Abstand achtet auch eine Crew der thailändischen Airline Thai
Airways, die in Frankfurt für ihren Flug nach Bangkok eincheckte.
Dass ihr Heimatland einen Tag zuvor seine Grenzen für Ausländer
geschlossen hatte, war den Flugbegleitern noch nicht bekannt. «Die
Regeln ändern sich so schnell, und wir waren jetzt drei Tage
unterwegs. Wir haben keine Ahnung, was jetzt gilt», sagt eine
Flugbegleiterin. «Wir haben aber alle einen Gesundheitsnachweis, dass
wir Corona-negativ sind.»