Berlin will unbegleiteten Flüchtlingen trotz Coronakrise helfen

Berlin (dpa/bb) - Berlin will trotz der Coronakrise unbegleitete
minderjährige Flüchtlinge von den griechischen Ägäis-Inseln
aufnehmen. «Ich glaube, dass wir zu den europäischen Werten stehen
müssen, ungeachtet der Schwierigkeiten der Debatte, die wir jetzt
wegen der Coronakrise miteinander führen», sagte Berlins Innensenator
Andreas Geisel (SPD) am Donnerstag im Abgeordnetenhaus. Die
Bundesbehörden seien genau wie die Landesbehörden bemüht, für die

unbegleiteten Kinder eine Lösung zu finden. 

Neun europäische Länder von Norwegen bis Bulgarien hätten sich
grundsätzlich dazu bereit erklärt, sagte Geisel. «Wichtig ist, dass
wir die Voraussetzungen dafür haben, dass wir die Betreuungsplätze
haben, weil wir davon ausgehen müssen, dass es sich um traumatisierte
Kinder handelt, die aus Bürgerkriegsregionen geflüchtet sind.»

Bildungs- und Familiensenatorin Sandra Scheeres (SPD) sagte,
der Regierende Bürgermeister habe bereits angekündigt, dass Berlin
mindestens 80 Unbegleitete aufnehmen werde. «Ich kann nur sagen, auch
die Jugendhilfe ist darauf vorbereitet. Wir könnten jetzt spontan 50
Plätze besetzen, die frei sind», so die Senatorin. Es sei aber
bereits mit den Trägern besprochen, dass innerhalb von drei bis vier
Wochen noch deutlich mehr Plätze zur Verfügung stehen könnten. 

Scheeres ergänzte, die Vorstellung, dass ein 16-jähriges Kind in so
einem Lager allein auf sich gestellt sei, zerreiße ihr das Herz. «Und

ich finde, dass wir in Europa eine Verantwortung haben, diesen
Kindern zu helfen.»  Die Flüchtlingslager auf den griechischen
Inseln
im Osten der Ägäis gelten als chronisch überfüllt. Humanitäre
Organisationen kritisieren die Lebensbedingungen dort seit Langem.