Fragen über Fragen am Covid-19-Bürgertelefon Von Joachim Mangler, dpa

Zum Coronavirus und die erlassenen Kontaktbeschränkungen haben die
Menschen Tausende Fragen. Deshalb haben die Städte und Landkreise
Bürgertelefone eingerichtet, die - soweit es geht - Antworten bieten.

Rostock (dpa/mv) - «Wir sind das offene Ohr für die Bürger.» Mit
diesem Satz umreißt der 24-jährige Matthias Lambers die Aufgabe, die
er und seine Mitstreiter am Rostocker Covid-19-Bürgertelefon zu
bewältigen haben. «Die Menschen suchen Antworten auf Probleme, die
sich im Zusammenhang mit der Ausbreitung des Sars-CoV-2-Virus und der
Kontaktbeschränkung stellen.» Darf ein Schornsteinfeger in die
Wohnung? Wie genau sind die Regeln für Imbissbuden, brauchen die eine
vorherige Bestellung?

Der Student im zehnten Semester sitzt am Donnerstag in einem großen
Raum der Stadtverwaltung zusammen mit vier anderen
Medizinstudentinnen. Sie gehören zu den insgesamt 15 von der Stadt
verpflichteten Studenten, die nun jeweils zu fünft in
Vier-Stunden-Schichten die Fragen der Rostocker beantworten, wie
Stadtsprecher Ulrich Kunze sagt.

Es gebe kaum einen Bereich des öffentlichen Lebens, der nicht von den
Beschränkungen betroffen und daher mit Fragen behaftet ist, berichtet
Lambers aus den Erfahrungen der vergangenen gut zwei Wochen. Darf der
Betreiber eines Baumarktes gewerbliche Kunden in den Markt
hineinlassen oder muss er selbst die Waren vor die Tür stellen? Darf
mich mein Partner aus Niedersachsen in Rostock besuchen? Und wer darf
überhaupt momentan nach Mecklenburg-Vorpommern fahren? Vielleicht gar
mit dem Wohnmobil? «Nein», gibt es gleich die Antwort. «Wohnmobil
geht gar nicht.»

Bei solchen Fragen spiele die Ausbildung im Medizinstudium keine
Rolle, sagt Lambers, der vor sich zur Stärkung eine große Flasche mit
grünem Smoothie stehen hat. «Ich bin aber froh, wenn ich Fragen nach
einer zusätzlichen Gefährdung von Asthmapatienten beim Kontakt mit
dem Coronavirus korrekt beantworten und die Zusammenhänge auch
erklären kann.» Das sei aber keine medizinische Beratung. «Das machen

wir bewusst nicht.» Auch eine besorgte Frau bekommt eine umfassende
Antwort auf ihre Frage, ob sie das Haus überhaupt verlassen darf, wo
doch angeblich so viele Viren in der frischen Luft herumschwirren.

Bis Donnerstagmittag sind rund 2750 Anrufe beim Bürgertelefon der
Hansestadt eingegangen. Dabei unterscheide sich das Geschehen von Tag
zu Tag, sagt Kunze. So variiere die Zahl der Anrufe zwischen 50 und
350 täglich. Auch die Themen änderten sich regelmäßig. «Am Anfang

waren es die Kitas und Schulen, dann ging es hauptsächlich um die
Einreisebestimmungen. Heute ist die Frage des Tages: Umzüge und
Hochzeiten.»

Jeder Student hat auf dem Monitor vor sich die Antworten auf die
häufigsten Fragen. Teilweise seien diese schnell zu beantworten, sagt
Kunze. Manchmal werde es wirklich knifflig, dann müssten die
Studenten mit den Behörden wie etwa der Polizei Rücksprache halten.
Manchmal gehe die Frage direkt weiter an die Landesregierung, fährt
Stadtsprecher Kunze fort. Dann dauere es etwas länger mit der
Antwort.