Leben mit der Corona-Krise - Leere Autobahnen, gefragte Privatjets

Berlin (dpa) - Während sich Isolierte gerne von Film und Fernsehen
unterhalten lassen, sind viele Dreharbeiten eingestellt. Nachschub
liefern manche Produktionen dafür an Schutzausrüstung - für
Fachpersonal. Das Konzert-Angebot ist derweil auch auf der Couch
ungebrochen.

KRANKENHAUS-SERIEN SPENDEN SCHUTZAUSRÜSTUNG

Die Dreharbeiten für TV-Serien wie «Grey's Anatomy», «Pose» oder

«Seattle Firefighters - Die jungen Helden» sind eingestellt. Doch die
Macher mehrerer Produktionen sind aktiv geworden und haben
lebenswichtige Requisiten eingesammelt. Bei steigender Zahl von
Covid-19-Erkrankungen in den USA und Knappheit von Atemschutzmasken,
Handschuhen und Schutzkleidung helfen Krankenhaus-Serien mit
Utensilien aus, die sonst bei Dreharbeiten zum Einsatz kämen. Ein
Lastwagen voll mit Hilfsmittel-Spenden der Serien «Grey's Anatomy»
und «Seattle Firefighters» (im US-Original «Station 19») wurde zum

Beispiel an einem Universitätskrankenhaus in Los Angeles abgeliefert,
wie der Sender «ABC11» am Dienstag (Ortszeit) berichtete.

LEERE AUTOBAHNEN IN DEUTSCHLAND

Deutschlands Autobahnen sind in der Corona-Krise nach Informationen
des Allgemeinen Deutschen Automobil-Clubs (ADAC) wie leer gefegt. Das
Verkehrsaufkommen sei durch die Ausgangsbeschränkungen massiv
eingebrochen, teilte ein ADAC-Sprecher der Deutschen Presse-Agentur
in München mit. Schon vor den offiziellen Ausgangsbeschränkungen -
registrierten die Verkehrsexperten einen deutlichen Rückgang. So
wurden in der vergangenen Woche insgesamt rund 4900 Kilometer Stau
verzeichnet - eine Woche zuvor waren es noch 14 500 Kilometer.

AUSTRALIEN: DOCH KEIN ZEITLIMIT FÜR FRISEURE

In Australien sind anders als in Deutschland Friseursalons noch
geöffnet. Die Branche hat nun gegen eine Zeitbegrenzung von 30
Minuten pro Haarschnitt protestiert - die sollte eigentlich dazu
beitragen, dass die soziale Distanz gewahrt und damit die
Ansteckungsgefahr reduziert wird. Premierminister Scott Morrison
kündigte daraufhin am Donnerstag an, dass das erst am Dienstag
verhängte Zeitlimit mit sofortiger Wirkung gekippt werde. Friseure
müssten aber dennoch neue Regeln einhalten, etwa nur einen Kunden je
vier Quadratmeter Ladenfläche zuzulassen.

WENIGER ÜBERFÄLLE UND RASER

Die Ausgangsbeschränkungen in Deutschland wirken sich auch auf die
Kriminalität aus. Schlägereien betrunkener Menschen in Kneipen oder
nach Fußballspielen gibt es derzeit nicht. Zurückgehen dürfte auch
die Zahl der Raubüberfälle, weil sich nachts kaum noch Opfer auf den
Straßen befinden. «Aufgrund der starken Abnahme des Straßenverkehrs
sind auch die Verkehrsdelikte deutlich rückläufig», sagte
Kriminaloberrätin Elke Schönwald vom Polizeipräsidium Mittelfranken.

Die Gewerkschaft der Polizei beispielsweise befürchtet aber, dass
dafür die Kriminalität hinter verschlossenen Türen steigt, etwa
häusliche Gewalt.

USA: PRIVATJETS FÜR DIE PRIVILEGIERTEN

«Die Reichen haben eine Coronavirus-Heilung: die Flucht aus New
York», titelte die «New York Times». Viele Mitglieder der Upper Class

machten sich auf in großzügige Sommerhäuser vor den Toren der Stadt.

Wer weiter weg will, für den ist das Linienflugzeug trotz
Businessclass momentan ein Verkehrsmittel mit hohem Stresslevel -
weshalb unter denen, die es sich leisten können, Privatjets boomen.
Dem TV-Sender CNBC zufolge machen die Anbieter Kasse, während die
Airlines Angst um ihre Existenz haben. Bei mehreren Anbietern ging
die Nachfrage demnach deutlich in die Höhe. Das private Flugzeug muss
man sich schließlich nur mit der Crew teilen, nicht mit hustenden
Sitznachbarn.

GEIGER DANIEL HOPE STARTET WOHNZIMMERKONZERTE

Mit Musik von Johann Sebastian Bach und Franz Schubert hat der Geiger
Daniel Hope (46) am Mittwochabend seine Reihe von Wohnzimmerkonzerten
gestartet. Bis zum 7. April will er täglich im Livestream beim
deutsch-französischen Kultursender Arte Concert mit wechselnden
Gästen ein etwa halbstündiges Konzert aus seiner Berliner Wohnung
geben. Zum Auftakt war der Pianist und Komponist Christoph Israel bei
«Hope@Home» zu Gast. Hope warb zugleich für Spenden an den
Corona-Nothilfefonds der Deutschen Orchester-Stiftung für
freischaffende Musiker, die von der Absage zahlloser Veranstaltungen
massiv betroffen sind.

AUSHARREN IN DER ARKTIS

Die Corona-Pandemie wirkt sich auch auf die einjährige
«Mosaic»-Expedition des Forschungsschiffes «Polarstern» in der
Zentralarktis aus. Wegen der weltweiten Reiseverbote müsse der für
Anfang April geplante Wechsel der 100 Wissenschaftler an Bord
verschoben werden, sagte Expeditionsleiter Markus Rex vom
Alfred-Wegener-Institut (AWI). Der Austausch werde nun für Mai
geplant. Der Eisbrecher war am 20. September 2019 von Norwegen
aufgebrochen, um sich in der Arktis einfrieren zu lassen. Am 12.
Oktober soll er nach Bremerhaven zurückkehren - der 1. April ist
somit Halbzeit der Expedition.