Bundesländer wollen Mittel aus Digitalpakt für Online-Plattformen

Für die «Verbesserung der digitalen Bildungsinfrastruktur» in
Deutschland stehen fünf Milliarden Euro zur Verfügung. Davon sollen
jetzt die in der Corona-Krise so wichtigen Online-Plattformen
ausgebaut werden.

Berlin (dpa) - Die Bundesländer wollen Geld aus dem Digitalpakt für
die Digitalisierung der Schulen auch für den Auf- und Ausbau von
Online-Lernplattformen nutzen. Das kündigte die rheinland-pfälzische
Bildungsministerin und Präsidentin der Kultusministerkonferenz (KMK),
Stefanie Hubig, am Donnerstag in Berlin an. «Wir stehen gerade mit
dem Bundesbildungsministerium in Verhandlungen, ob wir nicht einen
Teil der Digitalpaktmittel jetzt sehr schnell auch für Online-Lehr-
und Lerngebote einsetzen können», sagte die SPD-Politikerin in einer
Pressekonferenz des Digitalverbands Bitkom. Mit Blick auf die
Corona-Krise müssten jetzt Mittel umgewidmet werden.

Der Digitalpakt Schule war am 17. Mai 2019 in Kraft getreten.
Vorausgegangen war ein langer Streit zwischen Bund und Ländern, weil
das Grundgesetz geändert werden musste, damit der Bund das Geld zur
Verfügung stellen darf. In Bildungsfragen darf er den Ländern
normalerweise nicht reinreden. Bis 2024 stellt der Bund mit dem Pakt
fünf Milliarden Euro für die Digitalisierung von Deutschlands Schulen
bereit. Hinzu kommt ein Eigenanteil der Bundesländer von 555
Millionen Euro.

Die Schulträger können beim jeweiligen Land Fördermittel beantragen.

Davon sollte nach dem bisherigen Konzept vor allem die Ausrüstung an
den Schulen selbst finanziert werden, also beispielsweise interaktive
Tafeln, Computer oder eine schnelle und kabellose Internetverbindung
für die Schule. Ist die digitale Infrastruktur an einer Schule
gegeben, können auch Klassensätze mit mobilen Endgeräten, etwa
Tablets, angeschafft werden. Nun sollen nach dem Willen der
Bundesländer auch landesweite Online-Plattformen oder die Beschaffung
digitaler Lerninhalte gefördert werden.

Auf der Pressekonferenz kritisierte Bitkom-Präsident Achim Berg, dass
sich die Bundesländer bislang nicht auf eine gemeinsame
Online-Plattform für Lehre und Lernen hätten einigen können. «Eine

Plattform ist umso stärker, je mehr sich daran beteiligen. Und die
Starken werden mit Sicherheit siegen.»

An den über 32 000 allgemeinbildenden Schulen in Deutschland werden
derzeit höchst unterschiedliche Systeme eingesetzt, um einen
digitalen Unterricht anzubieten. Hubig sagte, die Zugriffe auf die
Bildungsserver seien nach der Schließung der Schulen massiv
gestiegen. «In Rheinland-Pfalz sehen wir, dass die Last, die auf den
Servern liegt, in den letzten Tagen um das Zwanzigfache angestiegen
ist.» Geklärt werden müssten nun aber nicht nur technische Fragen.
«Wie geht es mit digitaler Feedbackkultur? Wie geht es mit digitalen
Leistungsnachweisen?» Man erlebe nun einen «Stresstest der besonderen
Art». Das System sei nie darauf angelegt worden, dass von einem Tag
auf den anderen der Unterricht von zu Hause aus stattfinde.

Schon vor der Schließung der Schulen in Deutschland sahen die meisten
Schüler den fehlenden Einsatz digitaler Medien als das dringlichste
Problem an ihrer Schule. In einer repräsentativen Umfrage des Bitkom,
die im Januar und Februar durchgeführt wurde, befürworteten sechs von
zehn (59 Prozent) Schülerinnen und Schüler diese Aussage. Auch eine
schlechte technische Ausstattung wurde von mehr als der Hälfte (56
Prozent) beklagt. Erst danach kommen andere Probleme wie
Unterrichtsausfall (42 Prozent), überfüllte Klassen (38 Prozent) und
baufällige Schulgebäude (18 Prozent).