Gefangen in der Wiederholungsschleife: Filme zum Thema Zeit Von Aliki Nassoufis, dpa

Wo ist bloß die Zeit geblieben? Am Wochenende verlieren wir sogar
eine Stunde. Auch Hollywood spielt gerne mit der Idee von
verschobenen Zeitachsen. Immerhin: Im Film kann das helfen, die Welt
zu retten oder die große Liebe zu gewinnen.

Berlin (dpa) - Bei der derzeitigen Abschottung in den eigenen vier
Wänden kann man schon mal das Gefühl für Zeit verlieren. Ist man
nicht gerade erst aufgestanden? Warum ist dann schon wieder Abend?
Und ist heute eigentlich Freitag oder bereits Samstag? An diesem
Wochenende kommt eine weitere Herausforderung dazu: In der Nacht
zum Sonntag werden die Uhren umgestellt, wir «verlieren» eine Stunde

- möglicherweise bringt das bei einigen von uns die innere Uhr noch
weiter durcheinander. Auch in Hollywood-Filmen haben sich zahlreiche
Heldinnen und Helden schon in durcheinandergewirbelten Zeitreihen und
-schleifen wiedergefunden. Immerhin ist die Idee, eine Situation oder
einen Tag immer und immer wieder zu erleben, durchaus reizvoll. Für
Actionfilme genauso wie für Romanzen.

Zu den großen Klassikern des Zeit-Genres gehört die
Science-Fiction-Reihe «Zurück in die Zukunft»: Der visionäre Tüft
ler
Emmett «Doc» Brown entwickelt eine Maschine, mit der er und der junge
Marty McFly durch die Jahre reisen können. Doch was als Abenteuer
beginnt, entpuppt sich schon bald als Risiko. Denn was ist, wenn sich
die eigenen Eltern in der Vergangenheit gar nicht ineinander
verlieben? Oder wenn man plötzlich im Wilden Westen landet? Auch 35
Jahre nach dem ersten «Zurück in die Zukunft»-Film mit Michael J. Fox

und Christopher Lloyd haben die drei Werke nichts an ihrer
Unterhaltsamkeit verloren. Wie Regisseur Robert Zemeckis
wendungsreich die vielen schrägen Verwicklungen durch die Zeitreisen
ausspielt, ist immer noch so unterhaltsam wie komisch.

Überhaupt sind Zeit-Verschiebungen ein ideales Thema für Komödien.
Bestes Beispiel dafür ist «Und täglich grüßt das Murmeltier» vo
n
1993. Bill Murray erlebt darin den Albtraum schlechthin: Als
Wetteransager Phil Connors wacht er jeden Morgen auf - und erlebt ein
und denselben Tag immer wieder neu. Doch das Erlebte geht nicht
spurlos an ihm vorbei. Der arrogante und zynische Phil merkt, dass er
den Verlauf des Tages beeinflussen kann, und kämpft schließlich um
die Liebe zu seiner Kollegin Rita (Andie MacDowell). Die Zeitschleife
verändert Phil so, dass er sein Leben grundlegend ändert.

Die Zeit zurückdrehen und die Vergangenheit so neu ordnen, dass die
Gegenwart davon profitiert - auf diese Idee setzen auch zahlreiche
Actionwerke und Dramen. David Bowies Sohn Duncan Jones etwa erzählt
in «Source Code» von dem Armeeangehörigen Colter Stevens (Jake
Gyllenhaal), der wiederholt die letzten acht Minuten in einem Zug
erlebt und in dieser Zeit versuchen muss, den Attentäter ausfindig zu
machen. Auch Tom Cruise findet sich in «Edge of Tomorrow» in einer
Zeitschleife wieder. Als Major William «Bill» Cage stirbt er im Kampf
der Menschen gegen Aliens mehrmals und wacht jedes Mal 24 Stunden vor
dem Vorfall auf. Cages Ziel: Seine Fähigkeiten so nutzen, dass die
Menschen die Schlacht gegen die Außerirdischen gewinnen können.

Manchmal muss aber gar nicht die ganze Welt gerettet werden. Manchmal
kann es schon helfen, wenn man sein eigenes Leben dank wundersamer
Zeitverschiebungen in die richtigen Bahnen lenken kann. So lässt
Woody Allen in seinem Oscar-prämierten «Midnight in Paris» das Paris

der 1920er Jahre wieder aufleben: Bei einem Besuch in der
französischen Hauptstadt landet der Drehbuchautor Gil Pender (Owen
Wilson) in der Vergangenheit und trifft auf diese charmante Weise
seine Vorbilder wie Ernest Hemingway und F. Scott Fitzgerald.

Romantisch geht es auch in «Alles eine Frage der Zeit» mit Rachel
McAdams und Margot Robbie zu, wo der 21-jährige Tim von seinem Vater
erfährt, dass er in die Vergangenheit reisen kann. Was für eine
großartige Möglichkeit, um die große Liebe seines Lebens zu
finden! Doch ganz so einfach ist es natürlich nicht, stattdessen wird
es teilweise ziemlich turbulent.

Einen der wohl originellsten und anrührendsten Filme über die
Verschiebung von Zeit hat allerdings Sofia Coppola geschaffen. In
«Lost in Translation - Zwischen den Welten» lernen sich die
US-Amerikaner Bob Harris (Bill Murray) und Charlotte (Scarlett
Johansson) in Tokio kennen, wo beide wegen des Jetlags nachts nicht
schlafen können. Einfühlsam porträtiert Coppola die Annäherung dies
er
zwei einsamen Seelen und fängt auf einzigartige Weise das Gefühl von
Verlorenheit ein. Dieses mit einem Oscar ausgezeichnete Drama ist
dabei aber nicht nur melancholisch. Es zeigt zugleich eine Chance
auf: Manchmal hilft eine Ausnahmesituation, sein Leben neu zu ordnen.